Gott dienen im Schatten der Drogenkriege

08 März 2021
Der Erzbischof von Cebu in den Philippinen wollte anfangs Ingenieur werden, wurde aber Priester.

Morde, Drogen, Korruption, Attentate – dies könnte die vierwortige Zusammenfassung eines Action-Krimis oder eines Mafiafilms für Erwachsene sein; doch diese dunklen Seiten des Lebens hat Jose Serofia Palma, Erzbischof von Cebu, auch hautnah erlebt.

Palma ist einer der größten Kritiker der Morde, die im Rahmen des durch Rodrigo Duterte angekündigten Krieges auf Drogen begangen wurden. Der Präsident der Philippinen ist nämlich entschlossen, bis 2022 Drogenkriminalität im Land auszumerzen, jedoch sind den Anti-Drogen-Maßnahmen der Behörden auch schon sehr viele Zivile zum Opfer gefallen.

„Ja, wir sind mit dem Krieg auf Drogen einverstanden, aber gegen das unberechtigte Gemetzel. Ja, wir sind mit der Kampagne gegen Drogen und Korruption einverstanden, aber wir werden nie das Todesurteil unterstützen.“ – verkündete Jose Palma im Namen der Katholischen Bischofskonferenz der Philippinen.

Der Oberhirte von Cebu ist in 2018 glücklicherweise einem gegen ihn verübten Mordattentat entkommen. Jose Palma hielt sich gerade in der Hauptstadt des Landes, Manila auf, als bei ihm zuhause, in seiner Residenz, ein verwirrter, bewaffneter Mann mit Maske von ihm Rat einholen wollte wegen seiner schiefgeratenen Ehe. Der unter Depression leidende Jeffrey Cañedo ist schließlich im Feuergefecht mit den herbeieilenden Polizisten ums Leben gekommen.

Nach dem Vorkommnis suchte der Erzbischof von Cebu den Vater des Attentäters per Telefon auf, und bot ihm seine Hilfe an, und zur gleichen Zeit sagte er im Bezug auf die Angelegenheit: er betrachtet das Attentat nicht als Angriff auf die Kirche, sondern vielmehr als einen Weckruf, der darauf hinweist, dass die Depression eine reale, viele betreffende Krankheit ist.

Auch der obige Fall zeigt, unter welchen Umständen die Vertreter der katholischen Kirche in den durch Drogenkriminalität und zivile Opfer fordernde Vergeltungsakte belasteten Philippinen Gott dienend standhalten müssen. Darin bietet auch Jose Palma ein Beispiel, der folgendermaßen zusammengefasst hat, wie er versucht, schwierige Zeiten in sich selbst zu verarbeiten:

„Als ein Tag vergeht und ich tue alles was ich kann, sage ich dem Herrn: Gott, auch heute habe ich alles getan, was ich konnte. Dies ist deine Welt, dies sind deine Priester, dein Volk, und deine Diözese. Ich gehe nun schlafen.“

Als Kind hat er sich noch sein Leben als der Vertreter eines anderen Berufs vorgestellt. Der Wunsch des in einer Familie mit acht Kindern aufgewachsenen, sich für Realfächer interessierenden Joses war es, Ingenieur zu werden. An die schicksalhafte Wende, nach der er sich schließlich auf den Weg der priesterlichen Berufung begeben hat, erinnert er sich so: „Die Wege Gottes sind unergründlich. Einer meiner Mitschüler ist ins Seminar eingetreten und er war so begeistert davon, dass er auch mich ermutigte. Ich wollte ihm nicht die Begeisterung nehmen, also bin auch ich eingetreten.“

Der sechs Sprachen sprechende Erzbischof von Cebu hat nach seinen kirchlichen und weltlichen Studien einen Doktortitel magna cum laude in Rom erworben. Obwohl der Titel seiner Dissertation ziemlich düster ist - Death as an Act: A Dialogue in Eschatology with Contemporary Theologians, auf Deutsch: Der Tod als Handlung, Dialog in der Eschatologie mit zeitgenössischen Theologen – nach seinen Mitseminaristen widerspricht die Persönlichkeit von Jose Palma jeglicher Düsterheit, denn er sei ein Mensch, aus dem die gute Laune und die Ruhe strahle.

Jose Palma kannst du auch persönlich begegnen, wenn du dich für die Programme des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses registrierst.

Quelle/Foto: IEK