
Weltpremiere auf dem Kongress

Musik ist eine echte Brücke zwischen Mensch und Mensch. Unabhängig von der Herkunft verkündet sie die historische, geistige und spirituelle Identität des Menschen. „Le Devleske“ richtet sich nicht nur an die Roma-Minderheit, sondern an alle, die wissen, was europäische Minderheiten im Laufe der Geschichte durchgemacht haben, als eine Gemeinschaft mit ihren Mitmenschen.
Harmonie
Der vollständige Text der Bibel wurde erst vor wenigen Jahren in die Lovari Sprache übersetzt und veröffentlicht. Die feststehenden Teile der Heiligen Messe, die auch vom Volk gesungen werden, sind nun in einem authentischen musikalischen Rahmen in Form einer eigens für diesen Anlass geschriebenen Komposition zu hören, weltweit zum ersten Mal live, in einer Liturgie. Fantastische Sängerinnen und Sänger, ein großartiger Chor, international renommierte Musiker und ein herausragender Dirigent werden die Melodien der Messe darbieten.
Der Auftrag
In Vorbereitung auf den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress bat Kardinal Péter Erdő, Primas von Ungarn, den in einer Musikerfamilie aufgewachsenen György Lakatos, einen mehrfachen Preisträger des internationalen Musikwettbewerbs American Protégé, die Roma-Messe zu komponieren und aufzuführen. Seine Mutter, eine Pianistin, und sein Vater, ein Prímás (Geiger), versuchten, ihren Sohn vor dieser schwierigen und holprigen Karriere zu schützen. So begann er relativ spät, im Alter von 8 Jahren, Geige zu spielen.
Vom Schüler zum Lehrer
Ein klares Zeichen für György Lakatos' Talent ist es, dass er im Alter von 12 Jahren in die Vorbereitungsabteilung der Franz-Liszt-Musikakademie aufgenommen wurde. Nach einigen Jahren des Studiums setzte er seine Studien als Student der Akademie bei András Kiss und Miklós Szenthelyi fort. Der herausragende Geiger ist Lehrer am Snétberger Music Talent Center. Im Jahr 2013 erhielt György Lakatos den ersten Preis in der Erwachsenenkategorie sowie die Urkunde für den besten Künstler beim internationalen Musikwettbewerb American Protégé in New York, der jungen Künstlern beim Aufbau ihrer Karriere hilft.
Geboren an Heiligabend...
Die Idee der Lovari-Messe entstand vor einigen Jahren nach einer Weihnachtsmesse in der St.-Stephans-Basilika. György Lakatos erinnerte sich an die Umstände der Anfrage: „Kardinal und Primas Péter Erdő, mit dem ich seit seiner Inauguration in Kontakt stehe und von dem ich zu Auftritten bei vielen kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen eingeladen wurde, sagte: » Einige biblische Texte wurden ins Lovari übersetzt. In Vorbereitung auf den Internationalen Eucharistischen Kongress möchte ich, dass die Texte vertont werden.“
Der Oberhirte bat den Geiger, die musikalische Identität der Zigeuner und der ungarischen Musik im klassischen Werk zum Ausdruck zu bringen.
Ein Jahr später war das Werk vollendet. György Lakatos erhielt einen weiteren Auftrag: Er sollte die Uraufführung des Stücks vorbereiten. Wegen der Pandemie verzögerte sich die Uraufführung, aber am 1. September werden die Melodien der Lovári-Messe zum ersten Mal in der Welt zu hören sein.

Unterwegs
György Lakatos hat hervorragende Musiker in die Arbeit einbezogen. Der Komponist der heiligen Messe in Lovari ist der in Salgótarján geborene, nur 23 Jahre alte Patrik Gergő Oláh. Er begann seine musikalische Ausbildung im Alter von sieben Jahren in seiner Heimatstadt mit dem Geigenunterricht. Sein Interesse am Komponieren entstand zur gleichen Zeit. Als Gymnasiast nahm er am Sugár Rezső Kompositionswettbewerb teil, wo er den zweiten Platz belegte. „Damals wurde mir klar, dass Komponieren mein Weg ist“, sagt der talentierte junge Komponist. Der nächste Meilenstein war die Aufnahme von Patrik Gergő Oláh in das Institut für Komposition der Franz-Liszt-Musikakademie im Jahr 2017, in die Klasse von Gyula Fekete, Lehrstuhlleiter und stellvertretender Rektor.
Anerkanntes Talent
Seinen ersten internationalen Erfolg errang Patrik Gergő Oláh als Studienanfänger der Musikakademie beim Beethoven-Kompositionswettbewerb auf der Budaer Burg, wo er den ersten Platz belegte. Es folgten mehrere Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, aus denen der Bartók World Composition Competition herausragt, bei dem er unter die ersten 12 kam.
Auftritt vor 45 Tausend Menschen
Der junge Musiker war 2017 der erste Geiger des Sziget Classical Orchestra (des Symphonieorchesters des Sziget-Festivals) und ab dem darauffolgenden Jahr auch als künstlerischer Leiter des Ensembles an der Organisation der Veranstaltung beteiligt. „Beim Sziget-Festival 2019 hatte ich eine der prägendsten Erfahrungen meines Lebens. Ich konnte vor 45.000 Menschen auf der Hauptbühne des Festivals auftreten, wo wir unsere Stimme gemeinsam mit dem amerikanischen Tänzer Drew Dolaz, der mit Stars wie Madonna, Skrillex und Rihanna zusammengearbeitet hat, gegen Mobbing an Schulen erhoben haben."
Historischer Moment
Patrik Gergő Oláh betrachtet das Komponieren von Musik und die Verbreitung der Roma-Kultur als seine Berufung. Derzeit ist er Masterstudent an der Musikakademie. Im September 2021 wird seine Komposition auf dem Eucharistischen Kongress aufgeführt, die die erste Messe der Musikgeschichte in Lovari Sprache ist. Das Werk basiert auf vokaler und instrumentaler Zigeunermusik. Der neu übersetzte Text der Messe wurde von Papst Franziskus genehmigt.

Ein Chor mit einer zwei Jahrzehnte langen Geschichte
Bei der Uraufführung kann man die Kantorei der Innerstädtischen Franziskanerkirche unter der Leitung von Chefdirigentin Mónika Kecskés, Direktorin für Kirchenmusik und Organistin der Innerstädtischen Franziskanerkirche hören. Im Advent des Jahres 2002 wurde die Schola Cappella Mariana von Musikliebhabern, Musiklehrern und Musikern gegründet. Eine weitere Gruppe der Kantorei ist das Greccio Gesangsensemble. Die Schola und der Chor dienen zu besonderen Anlässen zusammen. Im Jahr 2017, zum 15. Jahrestag ihrer Gründung, änderten sie ihren Namen in Kantorei der Innerstädtischen Franziskanerkirche. Im Jahr 2011 wurde das Ensemble beim internationalen Wettbewerb Musica Sacra Bratislava mit Silber ausgezeichnet. Der Chor hat mehrere Alben veröffentlicht, von ihnen eines zum Anlass des 200. Jahrestags der Geburt von Franz Liszt.

Grazioso: Man sollte die Streicherkammermusik lieben
Das Kammerorchester der Nationalphilharmonie, Grazioso, wird ebenfalls and der Uraufführung der Lovari-Messe teilnehmen. Im Herbst 2007 wurde das Ensemble aus den ausgewählten Künstlern der Nationalphilharmonie mit dem Ziel gebildet, Streicherkammermusik einer so breiten Öffentlichkeit wie möglich zu zeigen, und sie beliebt zu machen. Der erste künstlerische Leiter des Grazioso Ensembles war Zoltán Kocsis, der die Arbeit des Ensembles sowohl als Dirigent als auch als Pianist mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte.

Der konzertmeister
Die Gründerin des Grazioso Streichkammerorchesters ist Marcella Detvay M., und sein Konzertmeister ist Ferenc Bangó, ehemaliger Student der Abteilung für besondere Talente der Franz-Liszt-Musikakademie. Der Geiger, der bei nationalen und internationalen Wettbewerben mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, ist seit 1998 Mitglied des Nationalen Philharmonischen Orchesters und seit 2015 dessen Konzertmeister. Seit 2007 spielt er eine ähnliche Rolle bei dem Grazioso Kammerorchester. Ferenc Bangó ist außerdem seit zwölf Jahren Konzertmeister des Solti Chamber Orchestra und seit 2014 Mitglied des weltberühmten Kodály-Quartetts.

Tausend Stile einer Künstlerin
Zur Weltpremiere von "Le Devleske" wird auch Rózsa Farkas, die mit dem Liszt- und dem Artisjus-Preis ausgezeichnete Zymbalkünstlerin einen Beitrag leisten, die dank eines Zufalls im Alter von 12 Jahren das Instrument wechselte, nachdem sie ihre Musikstudien zuvor am Klavier begonnen hatte. Als Student im zweiten Jahr am Bartók-Konservatorium debütierte sie mit ihrer Lehrmeisterin Ágnes Szakály an der Oper La Fenice in Venedig, wo sie ein Zymbal-Duo gründeten, unter dessen Namen seitdem zahlreiche Alben und Rundfunkaufnahmen zu verzeichnen sind. Neben klassischer Musik hat Rózsa Farkas auch ungarische und balkanische Volksmusik kennengelernt und auch Weltmusik und Caféhaus-Zigeunermusik fehlen nicht aus ihrem Repertoire. Sie hat in zahlreichen nationalen und internationalen Ensembles gespielt, fünf Jahre lang als Solist des Hundertköpfigen Zigeunerorchesters. Für die Zymbalspielerin, die auch in der zeitgenössischen Musik zu Hause ist, haben schon mehrere Komponisten Werke geschrieben. Die Laufbahn von Rózsa Farkas wurde schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Liszt- und dem Artisjus-Preis.

Eine Stimme von den Besten
Zwei bekannte und äußerst talentierte Sänger, Nikoletta Szőke und Nikolasz Takács, werden ebenfalls bei der Premiere der Messe zu hören sein. Nikoletta Szőke ist Gewinnerin des Wettbewerbs von Montreux, des Junior Prima-Preises und eine der beliebtesten Jazzsängerinnen des Landes. Einer der renommiertesten Musikkritiker der Welt, Ted Gioia, zählte sie in seinem Buch „The State of Jazz Vocals Today“ zu den besten nicht-amerikanischen Jazzsängerinnen der Welt. Neben heimischen Konzertsälen und Festivals trat sie mit großem Erfolg unter anderem in New York, Tokio, Brüssel, Kopenhagen, London und Berlin auf und sang mit großen Künstlern wie Michel Legrand oder Bobby McFerrin.
„Lass die Straße dich tragen“
Bis jetzt hat sie sieben Soloalben veröffentlicht, die alle die Verkaufslisten von Japan angeführt haben. Der Produzent ihres letzten Albums Moonglow war der mit einem Grammy ausgezeichnete Helik Hadar. Im Frühjahr 2017 konnten wir die erste eigene ungarischsprachige Komposition von Nikoletta Szőke „Az út hadd vigyen“ (Lass die Straße dich tragen) hören, und seither entstehen immer wieder neue Lieder. In der ungarischen Talentshow Dal 2021 gewann sie mit ihrer eigenen Komposition „Új esély“ (Neue Chance) die erste Qualifikationsrunde und erreichte das Halbfinale. Sie und ihre Band, das Szőke-Nikoletta-Quartett, treten kontinuierlich im In- und Ausland auf.

Hut ab!
Nikolasz Takács ist ein Künstler mit zweiunddreißig Platin- und Goldenen Schallplatten, der für mehrere Fonogram-Preise nominiert wurde. Den Typ mit der großartigen Stimme und einem Hut hat das Land aus einer Fernseh-Talentshow kennengelernt. Er begann sein Musikstudium am Staatlichen Konservatorium Bratislava mit den Hauptfächern klassischer Gesang und Violine und anschließend studierte er Jazzgesang im Musikstudio von Kőbánya. Im Alter von 19 Jahren durfte er mit so herausragenden Musikern wie dem weltberühmten Jazz-Schlagzeuger Vilmos Jávori, Gyula Babos, Tony Lakatos, Charlie und János Solti die Bühne betreten. Zum fünften Soloalbum von Nikolasz Takács hat der Grammy-Preisträger Kirk Whalum, ein amerikanischer Smooth-Jazz-Saxophonist, beigetragen. Der in Galanta geborene Sänger hat in den letzten zehn Jahren sieben Soloalben veröffentlicht, neben den heimischen Bühnen ist er auch im Ausland äußerst beliebt und tritt regelmäßig auf ausverkauften internationalen Festivals auf.

Maestro
Die Harmonie unter den großen Musikern und Sängern wird von einem weltberühmten Dirigenten geschaffen. Die Uraufführung wird von Ertüngealp Alpaslan dirigiert, einem in Istanbul geborenen ungarischen Dirigenten, der 2002 den Internationalen Mitropoulos-Dirigentenwettbewerb in Athen gewonnen hat und seitdem international als herausragender Vertreter der ungarischen Dirigentenschule anerkannt ist. Seit zwanzig Jahren ist er ständiger Gastdirigent des Sinfonieorchesters von Szombathely, seit 2006 ist er Musikdirektor. Aus den besten ungarischen Musikern gründete er das Kammerorchester Academia Hungarica, das mehr als ein Jahrzehnt lang nur im Ausland auftrat und 2013 bei der Einweihung des György-Solti-Opernsaals erstmals vom ungarischen Publikum gehört werden konnte.
Laufbahnwechsel
Ertüngealp Alpaslan war ein begnadeter Pianist, doch eine Handverletzung durch einen Unfall zwang ihn, seine Karriere aufzugeben. Danach widmete er seine ganze Aufmerksamkeit dem Dirigieren. Er war Preisträger des János-Ferencsik-Dirigierwettbewerbs von 1998 in Budapest und des Prokofjew-Dirigierwettbewerbs 1999 in Sankt Petersburg. Er hat die renommiertesten Orchester in Ungarn und im Ausland dirigiert. Drei Jahre lang arbeitete er als Stellvertreter und künstlerischer Assistent des legendären Dirigenten Claudio Abbado u. a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Luzerner Festspielorchester, dem Orchestra La Scala, dem Maggio Musicale Fiorentino in Florenz, dem Mahler Chamber Orchestra und dem Orchestra Mozart zusammen. Derzeit ist er Doktorand an der Philosophischen Fakultät der Universität Pécs.
Am 1. September, ab 19:30 Uhr, wird die „Roma-Messe“ in der Budapester St.-Stephans-Basilika uraufgeführt. Die Sätze des Werks werden am 9. September im Hungexpo während der Heiligen Messe erneut aufgeführt.
Foto: Andrea Felvégi , Dávid Lukács