
Glaube, Pandemie, Einschränkungen

Ende September hat die Regierung der Provinz Quebec überraschenderweise angekündigt, dass an öffentlichen Orten, einschließlich der Orte der Religionsausübung, wegen des Anstiegs der Coronavirus-Infektionen, die Anzahl der Besucher von 250 auf 50 reduziert wird. Wo es viele Erkrankungen gibt, wurden noch weitere Einschränkungen in der Anzahl der Anwesenden eingeführt. Wie es sich herausgestellt hatte, hat die Regierung vor der Ankündigung der neuen Einschränkungen mit keiner kirchlichen Organisation beraten. „In geschlossenen Räumen, Kirchen, bei feierlichen Anlässen, Trauungen und bei Veranstaltungen im Freien dürfen maximal 50 Menschen zusammenkommen“ – teilte Christian Dube, Gesundheitsminister der Provinz bei seiner Pressekonferenz mit.
Im Sinne der Einschränkung dürfen sich in den orangenen Zonen, wie z. B. Montreal und der Stadt Quebec, höchstens 25 Gläubige zur selben Zeit in Kirchen, Synagogen und Moscheen versammeln. Diese Verordnung wird erst dann gelockert, wenn die betroffenen Regionen von der orangenen in die gelbe Zone zurückgestuft werden. In den Sälen von Kinos, Theatern und Konzerthallen bleibt jedoch die Grenze von 250 Menschen beibehalten.
Eine Gruppe aus Leitern verschiedener Religionen bat die Regierung darum, die Häuser der Anpreisung Gottes nicht in dieselbe Kategorie mit Bars einzustufen. Pierre Goudreault, Bischof von Sainte-Anne-de-la-Pocatiere empfing die neuen Maßnahmen mit „Unverständnis, Enttäuschung und Empörung“. Unter den Leitern möchte auch Bischof Gérald Lacroix, Erzbischof von Quebec, dass die Regierung ihre „falsche“ Entscheidung überdenkt.
„Die Regierung ordnete das Haus Gottes und Vergnügungslokale in dieselbe Kategorie“ – sagte Lacroix, stellvertretender Vorsitzender des Rates Katholischer Bischöfe in Quebec und Sprecher der Arbeitsgruppe für interreligiösen Dialog in Quebec (Quebec Interreligious Working Group). „Die Menschen haben tatsächlich das Gefühl, dass dies eine negative Diskriminierung gegen den religiösen Glauben und den Lobpreis Gottes ist – fügte der Kardinal hinzu. Lacroix argumentierte, dass unter Katholiken wegen der Religionsausübung die Infektionszahlen noch kein einziges Mal angestiegen seien. Außerdem wenden viele katholische Kirchen noch über die durch die Regierung vorgeschriebenen gesundheitlichen Maßnahmen hinaus auch andere Regeln an, mit denen sie die Verbreitung der Epidemie eindämmen möchten. „Uns ist die Gesundheit der Menschen wichtig“ – sagte Lacroix.
Der Kardinal hat die in der Kirche dienenden Freiwilligen, Ministranten, Priester, Diakone und Orgelspieler zusammengezählt und es hat sich bald herausgestellt, dass es in einigen Kirchen im Sinne der neuen Einschränkungen nur für 10 Gläubige Platz geben würde. Seit der Einführung der Verordnung haben die verantwortlichen religiösen Organisationen von den Menschen, die ihren Glauben ausüben möchten, per Telefon und E-Mail schon mehrere Hunderte von enttäuschten Nachrichten bekommen. „Die Menschen finden, das sei absolut nicht richtig so.“- sagte Lacroix. Er fügte hinzu, dass die persönliche Präsenz zum Feiern des Glaubens unerlässlich ist. „Das ist Teil des Lebens und des Ausdrucks unseres Glaubens.“
Nach dem zusammenfassenden Bericht der John Hopkins Universität - vom 22. September – liegt die Anzahl der aktiven Coronavirus-Fälle in Quebec bei 68.128 und über 5800 sind am Virus gestorben.
Quelle: cbs.ca, grandinmedia.ca
Photo: IEK