
Erzbischof Okeke: Wenn du deinen Mitmenschen hilfst, machst du die Arbeit Gottes

Nigeria wird auch das Land der Extreme genannt. Ein Ort, wo man auf einmal und an gleicher Stelle Himmel und Hölle, Freude und Trauer, Erfolg und Scheitern, Geburt und Tod erleben kann. In dieser Zweiheit ist der Glaube, die Dankbarkeit und die Hoffnung mit elementarer Kraft präsent.
„Wenn man nächstes Jahr den Internationalen Eucharistischen Kongress halten kann, will ich unbedingt hin und meine Freude und Dank mit den ungarischen Menschen teilen“ lautete die Botschaft von Valerian Maduka Okeke, Erzbischof von Onitsha, den Kardinal Péter Erdő zum katholischen Welttreffen in Budapest eingeladen hat. Den IEK darf Ungarn wegen der Pandemie zwischen dem 5. und 12. September veranstalten. Das Interview mit dem Metropoliten führte Enikő Gécsek-Tóth, Mitarbeiterin des Radio Kossuth.
Epidemie und Hunger
Wegen der Pandemie sind die Bände zwischen der Erzdiözese Onitsha in Nigeria und der ungarischen christlichen Gemeinschaft noch tiefer und enger geworden als zuvor. Wegen der behördlichen Maßnahmen, die im Laufe der Verteidigung gegen das Coronavirus verordnet wurden, sind Tausende von Familien ohne Arbeit und so ohne Lebensunterhalt geblieben. Der Hunger nimmt noch mehr Opfer als die Pandemie. Réka Fodor und András Csókay nehmen in der Region regelmäßig an Ärztemissionen teil. Seit Frühling wurde in ihrer Tätigkeit jedoch der Akzent von der Heilung auf die Abwehr einer humanitären Katastrophe gelegt. Auf ihren Aufruf hat sich die ungarische christliche Gemeinschaft zusammengeschlossen.

„Viele sind arbeitslos geworden, denn die Büros, sogar die Märkte machten zu. Denn an diesen Orten waren die Menschen zu nah aneinander. So haben sie aber nichts, wovon sie leben könnten. Obwohl hier nicht so viele Menschen am Coronavirus gestorben sind, wie in Europa, steigert die Epidemie dennoch die Hungernot. Darum sind wir außerordentlich dankbar für die Arbeit der ungarischen Missionäre“ – sagte Erzbischof Okeke dem Radio Kossuth darüber, was für eine Auswirkung die Zeit der Quarantäne im Frühling auf ihr Leben hatte.
Sie ziehen durch die Dörfer und metzeln die Christen ab
Viele Menschen sind nicht nur durch die Entbehrung, sondern auch durch die Gewalt bedroht. Laut den Daten des humanitären Hilfsfondses wurden in den letzten fünf Jahren 6000 nigerianische Menschen getötet und 12 Tausend sind von ihrem Zuhause geflohen. Valerian Okeke sagte: die islamistische Sektenbewegung Boko Haram bedroht das Land, vor allem in der nordwestlichen Hälfte von Nigeria. Kürzlich sind neue Gruppen aufgetaucht, die sich aus extremistischen Muslimen organisiert haben. Diese Menschen ziehen durch die Dörfer und erschießen, schlachten die Christen ab, vor allem nachts. Einige nennen sie nur Banditen, aber in jeder Gruppe ist es gemeinsam, dass sie extremistische, fanatische Muslime sind. Dazu muss ich sagen, dass in diesem Land auch viele gute Muslime leben, hervorragende Menschen. Aber die Terroristen des Landes sind alle Muslime. Aber damit sage ich nicht, dass jeder Muslime ein Terrorist ist.“

Vergebens die vielen lerndurstigen jungen Menschen, es gibt nicht genug Universitäten
Erzbischof Okeke sprach begeistert darüber, dass er voller Pläne ist: er möchte viele Priester auf den Dienst vorbereiten. Darüber hinaus sucht er nach Lösungen, damit die vielen Jugendlichen, die studieren wünschen, auf die Universität können. Verbittert bemerkte er, dass es im Land nicht ausreichend Hochschulinstitutionen gibt. Der Metropolit ist entschlossen: „Es gibt viele Schüler, die die minimale Punktzahl erreichen, um auf die Universität zu gehen, aber die Regierung sagt, von dieser Region hätten sich schon genügend Schüler in Hochschulinstitutionen angemeldet, mehr brauche man nicht. So könnten sie aufgrund ihrer Studien zwar auf die Universität, können es aber nicht tun, weil es nicht genug Plätze, nicht genug Universitäten gibt. Darum möchte, ich, dass mehr gebaut werden, damit wir junge Menschen ausbilden können, damit sie zu Ärzten, Ingenieuren, Anwälten, Professoren usw. werden können.“ Ich möchte auch das Gesundheitswesen verbessern.
Der Ruf
Erzbischof Okeke weiß genau, was die Schule, die fördernde Unterstützung der Eltern und Lehrer für einen erfolgreichen Lebensweg bedeutet. Über seine Kindheit und seine ersten Begegnungen mit der Religion erzählt er folgendes: „Meine Verbundenheit an Gott kam schrittweise zustande, sie vermehrte sich mit der Zeit immer mehr. Natürlich lag dies in der Hand des Allmächtigen, denke ich, aber auch meinen Eltern und Lehrern habe ich sehr viel zu verdanken, dass ich die Person geworden bin, die ich bin. Sie haben mein Interesse für Gott geweckt. Meine Eltern brachten mich jedes Wochenende zur heiligen Messe. Dort sah ich die Priester beten. Mir gefiel es sehr, was sie machten.
Und mit der Zeit hat es sich in mir entwickelt, dass ich auch gerne machen möchte, was sie tun.“
Mit acht Jahren hat er schon ministriert. Aufgrund seiner Studien wurde er in die Mittelschule Nummer eins von Afrika aufgenommen, deren Name Christus, der König ist.
„Damals wusste ich schon, dass ich Priester werden möchte. Ich erzählte dem Direktor auch über meinen Plan, und er hat mich dem Leiter der Seminar-Mittelschule vorgestellt. So habe ich Schulen gewechselt, um Priester zu werden.“

Sie weinen vor mir, sie flehen um Nahrung
Als Priester, vor allem aber als Erzbischof muss er sehr viel für die Wohlfahrt der Menschen tun. „Sehr viele leiden, doch es gibt auch viele, die unter hervorragenden Umständen leben. Nigeria ist das Land der Extreme: es leben zahlreiche außerordentlich reiche Menschen hier und ganz viele leben in tiefer Armut und hungern. Die Armen gehen in die Kirche, weil sie tugendhaft sind.“
In der Provinz Onitsha leben in 8 Unterprovinzen beinahe 3 Millionen Menschen. Als Metropolitanerzbischof ist er auch für die anderen Provinzen verantwortlich, so gehören 10 Millionen Menschen unter seine Leitung. Erzbischof Okeke hat mit den Zuhörern auch geteilt, was er alles im Alltag ertragen muss: „Am schwierigsten ist es, die Wohlfahrt der Menschen zu sichern. Die Masse der armen Menschen zu sehen ist sehr schwer. Sie weinen vor mir, flehen um Nahrung, bitten um Medikamente, sie sind krank, aber können ihre Krankenhausrechnungen nicht bezahlen. Sie wollen auf die Schule, aber können die Studiengebühren nicht bezahlen. Sie haben keine Lebensmittel, was sie auf den Tisch legen könnten, um ihrer Familie Mittagessen oder Abendessen zu geben. Diese sind die Herausforderungen, denen wir jeden Tag begegnen. Wir beten für diese Menschen, die ihre Hände zu mir ausstrecken, und um Hilfe, Lebensmittel flehen.“
Botschaft nach Ungarn
Der Metropolit hat sich mehrmals für die Unterstützung von der ungarischen Christengemeinschaft und der Regierung bedankt. Auch im staatlichen Radio hat er seinen Dank ausgesprochen.
„In ihren Taten sind die Ungarn schon christlich, denn sie haben uns über die Afréka Stiftung beispielhaft mit Spenden unterstützt. Sie haben den Bedürftigen geholfen und boten humanitäre Hilfe.“ Erzbischof Okeke fügte hinzu: „Die Wohltätigkeit ist die Königin der Tugenden. Als du deinen Mitmenschen hilfst, verrichtest du Gottes Arbeit. Wenn du dich mit Liebe an die Leidenden wendest, auch dann zeugst du von deinem Glauben und vermittelst die Liebe Gottes. Also lautet meine Botschaft an die ungarischen Menschen, sie sollten diese schöne Arbeit fortsetzen!“

Das Geheimnis des Glückes
In Nigeria gehen sehr viele zur Messe. Nach dem kirchlichen Leiter nehmen mehr als 90 Prozent der 150 Millionen Einwohner des Landes jedes Wochenende an liturgischen Ereignissen teil. 20-25 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, die anderen Christen. Trotz der Probleme und Schwierigkeiten sind die nigerianischen Menschen sehr glücklich. Erzbischof Okeke formulierte so: „Dieses Glück wurzelt in ihrem Glauben an Gott. Der nigerianische Durchschnittmensch glaubt daran, dass alles, was Gott tut, gut ist. Und sie glauben daran, dass Gott eines Tages die Schwierigkeiten in Segen umwandeln wird. Sie warten auf den Tag, wo der Allmächtige eingreift, in ihrem Leben erscheint und Trauer in Freude und Schwierigkeiten in Segen verwandelt. Ihr Glaube formt ihre Hoffnung und ihre Hoffnung ist der Glaube an ein helleres, besseres Morgen. Also sind die Menschen hier alle glücklich, weil sie glauben, dass Gott seine Arbeit mit ihnen noch nicht vollendet hat.“
Foto: facebook
Quelle: IEK