Das Geheimnis eines Rosenkranzes

12 April 2021
Der junge Bergoglio war ein nächtlicher Anbeter der Eucharistie, was eine starke Auswirkung auf sein Leben hatte. Der Erinnerungsbrief von Papst Franziskus in einer spanischen Zeitung.

In seinem Brief an die spanische katholische Wochenzeitung Alfa y Omega entsinnt sich der Papst seiner Jugenderinnerungen, als er in den fünfziger Jahren mit seinem Bruder zusammen in Buenos Aires nachts, in der Basilika des Allerheiligsten Sakraments gebetet haben.

„Ich war gerührt, als man mir die in den Archiven der Basilika des Allerheiligsten Sakraments aufbewahrte Kopie der Liste mit den nächtlichen Eucharistie-Anbetern geschickt hat, die von 9 Uhr abends abwechselnd vor der Eucharistie gebetet haben. Das war ein Brauch in der Kirche schon von 1917 an“ – schreibt der Papst in seinem Brief, den er an die spanische katholische Wochenzeitung Alfa y Omega geschickt hat. In der Liste findet man auch die Namen von Jorge Maria Bergoglio und seinem Bruder Oscar, die zwischen 1954 und 1955 diese prägende Erfahrung erlebt haben, unter der Leitung von Beichtvater José Aristi, auf den auch der spätere Papst als auf die determinierende Figur der Barmherzigkeit blickt.

In 1996 war Bergoglio Weihbischof von Buenos Aires. Vater Aristi ist in diesem Jahr an Ostervigil gestorben. Bergoglio ist zu seiner Bahre in der Krypta der Basilika gegangen, um seinem ehemaligen Beichtvater Blumen zu bringen. Er empfand eine innere Motivation. „Ich habe das Kreuz des Rosenkranzes ergriffen und abgerissen. Ich habe den Priester angeschaut und gesagt: Gab mir die Hälfte deiner Barmherzigkeit. Ich habe einen starken inneren Schub empfunden, der mir Kraft gab, dies zu tun.“ erinnert sich der Papst in seinem Brief zurück. Es gab nur einen Zeugen dieser Geste: Vater Andrés Taborda – fügt die Zeitschrift hinzu. „Ich kann mich erinnern, als er sagte: „Er war mein Beichtvater. Mit diesem Rosekranz, den er in den Händen hält, hat er sehr viele Sündiger freigesprochen: unmöglich, dass er ihn mit unter den Boden nimmt“.

Die Wochenzeitschrift hat auch eine Anekdote erwähnt, die von einem weltlichen Gläubigen, Diego Vidal, geteilt wurde, der die nächtliche Eucharistische Anbetung der Basilika koordiniert hatte. „Bei einem eucharistischen Kongress, weit von Buenos Aires, ist der Erzbischof an mir vorbeigegangen, und ich habe ihn gefragt, ob er Vater Aristi kennt. Er ist sofort stehengeblieben und antwortete: ‚Ob ich ihn kenne?‘ und da hat er den Rosenkranz des Priesters aus seinem Gewand herausgezogen“. Seitdem ist der Bischof, später Kardinal, heute Papst, von dem kleinen Kreuz von Vater Aristis Rosenkranz untrennbar. „Ich habe es hier, in meine Tasche gelegt – sagt noch der Papst. „Ein päpstliches Hemd hat keine Tasche, aber ich habe immer ein kleines Leinensäckchen bei mir und ich lege seitdem immer meine Hand darauf und spüre die Gnade! Das Beispiel des barmherzigen Vaters, der sich nahe an die Wunden lehnt, tut sehr gut“.

Quelle: Ágnes Gedő / Alessandro De Carolis und Benedetta Capelli – Radio Vatikan

Foto: Radio Vatikan