Geduld, die Gabe des Heiligen Geistes

10 September 2021
Charles Maung Bo ist der erste Kardinal von Myanmar: im geduldigen Leiden ist Eucharistie der Schlüssel zur Heilung

Charles Maung Bo, der erste Kardinal von Myanmar hat in seiner Katechese über die Tugend der Geduld gesprochen. Der geduldige Mensch - sagte er - kann viel Schmerz und Leiden ohne Klage ertragen, er wird langsam wütend, er wartet, dass Gott tröstet und die Sünden bestraft.

Charles Maung Bo, der erste Kardinal von Myanmar, Präsident der Asiatischen Bischofskonferenz war der päpstliche Legat des vorherigen Internationalen Eucharistischen Kongresses in Cebu. Von der Nachwirkung des Weltereignisses erzählte er, dass die Philippinen immer noch zu den größten katholischen Ländern mit einem aktiven Glaubensleben gehört. Der Kardinal erstaunte sich in seiner Vorrede über die Vergangenheit und über das Glaubenszeugnis der ungarischen katholischen Kirche, da sie Leiden und Unterdrückung widerstanden hat.

Charles Maung Bo hat die birmanischen Katholiken und sein Heimatland vorgestellt, welches in den letzten siebzig Jahren, insbesondere in den vergangenen zwei Monaten große Herausforderungen erleben musste. Konflikte, Pandemie, wirtschaftlicher Ruin, Naturkatastrophen machten das Leben in Myanmar schwer. Das Land im Südostasien mit buddhistischer Mehrheit hat 55 Millionen Einwohner, die aus 135 verschiedenen ethnischen Gruppen stammen. Die junge christliche Gemeinschaft des Landes wächst aber trotz den Schwierigkeiten ständig. Sie mussten zahlreiche Gewalttätigkeiten ertragen, ihre Kirchen hat man durchgewühlt, sie sind verjagt worden. Der Kardinal betonte, dass Papst Franziskus eine spezielle Beziehung zu den Birmanen hat, im Jahr 2017 hat er als Prophet der Randregion die dort lebenden 70.000 birmanischen Katholiken besucht. Über die politischen Unruhen der vorigen Monate hat der Papst sieben Mal seine Meinung geäußert und applizierte eine Messe für Myanmar, für die birmanischen Katholiken.

Kardinal Charles Maung Bo hat in seiner Katechese Maria Knotenlöserin als gutes Beispiel für die Geduld aufgebracht. Ihre Verehrung wurde von dem in Deutschland studierten Papst Franziskus weltweit berühmt gemacht. Ein Gemälde verewigt die Szene, wie Maria die Knoten löst, die ihr ein Engel überreicht. Der Theologe ist der Meinung, dass die Knoten von dem Ungehorsam der Ureltern verursacht worden sind, weil sie dem Bösen zuhörten. Maria löst die Knoten geduldig, die Erlösung wird durch ihre Geduld kommen. Kardinal Bo hat auch darüber gesprochen, dass wir alle in unserem Leben Knoten haben, die -meistens - von uns selbst gebunden sind, so geraten wir in eine Falle. Papst Franziskus sprach so: „Alle Knoten des Herzens, alle Knoten des Gewissens können gelöst werden. Nichts ist für die Barmherzigkeit Gottes unmöglich! Seine Gnade kann sogar die kompliziertesten Knoten lösen.“

Was ist Geduld? Gabe des Heiligen Geistes, Gnade, sie ist nicht die Fähigkeit der Erwartung, sondern die Fähigkeit des guten Verhaltens, während wir warten - sprach der Kardinal. Mutter Teresa hat uns eine Lektion über Geduld erteilt. Ihr Dienst wurde durch Geduld determiniert, sie hat ihre Arbeit jahrzehntelang geleistet, obwohl sie erkannte, dass die Veränderung sehr langsam bei Armen und Unterdrückten passieren wird. Wir brauchen Geduld, um die Tätigkeit Gottes in uns zu verstehen – zitierte der Kardinal von Mutter Teresa. Das Leben ist kein Schnellimbiss. Sondern eine geduldige Wallfahrt.

Kardinal Bo erläuterte, dass die Pandemie auch diejenigen mit Geduld bekannt machte, die noch nie daran gedacht haben. Unsere Beziehungen sind durch die Pandemie beeinflusst worden, wir waren zur Isolation, zum Vergessen unseres Lächelns gezwungen. Angst und Hunger waren Teil unseres Lebens. Die Gläubigen waren besonders auf die Probe gestellt, mit geschlossenen Kirchen war die Feier der Eucharistie eine große Herausforderung. Die Pandemie brachte uns vorteilhafte seelische Sachen bei, wie das Gebet zu Hause, während wir in der Kirche „brechen wir anstatt des Brotbrechens auf dem Altar das Brot der Heilung, der Gemeinschaft, der gegenseitigen Unterstützung, des Wortes.“ Die Präsenz Gottes wurde dadurch in den Familien bewusst gemacht, wie Jesus sprach: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen".

Kardinal Bo zitierte den Gedanken von Papst Franziskus, der meinte, dass die Pandemie uns vor der Wahl gestellt hat, ob wir mit der Kultur der Selbstsucht und der Verschwendung weitermachen, oder wir nach neuen Wegen suchen.

In unserem Glauben ist – setzte Kardinal Bo fort – Geduld eine traditionelle Tugend. Dieser Glauben bringt uns einfache Sachen bei: „Liebt einander! Habt Geduld, wie unser Himmlischer Vater auch geduldig ist!“ Im Neuen Testament wurden zwei griechische Wörter als Geduld übersetzt - vermerkte Kardinal Bo - hupomonē bedeutet „Untenbleiben“, Ausdauer, die Belastungen zu ertragen. Im Brief des Paulus an die Galater (5:22) übersetze man das Wort makrothumia, als „Langmut“, die Fähigkeit für eine längere Zeit sanftmütig zu bleiben. Der geduldige Mensch kann viel Schmerz und Leiden ohne Klage ertragen, er wird langsam wütend, er wartet, dass Gott tröstet und die Sünden bestraft.

Kardinal Bo meinte, dass die Geduld Gottes zu uns sehr verblüffend ist. Als Beispiel brachte er den ersten Bund Gottes nach dem Sündenfall von Adam und Eva. Wir können seine Geduld in der Arche Noah sehen, als sie warten, dass die Sintflut sich zurückzieht und auch in den Evangelien, als Jesus, der Sohn Gottes verweigert und verlassen wird. Der Kardinal fügte hinzu: „Wir sehen auch seine Geduld zu der Kirche, er verlässt uns nie, auch nicht, wenn wir versagen“.

Der Sprecher hat viele Beispiele von Gleichnissen gebracht, wo Gott die Personen mit einer wichtigen Sendung beauftragt hat, und sie viel Geduld brauchten. Abraham hat die Gabe der Vaterschaft als alter Mann bekommen und musste seinen Sohn opfern. Mose musste Gott anflehen, als er vom Gott bestraft wurde, hat er es mit Geduld ertragen. Er hat auch Ijob als Beispiel gebracht, wer dem Gott auch nicht dann verfluchen wollte, als er seine Familie, Güter und Gesundheit verloren hatte. Der Kardinal von Myanmar erläuterte, dass Geduld gleich mit der Lebenskraft ist, sie ist im ganzen Universum zu finden. In unserer Geburt, als wir uns als Embryos zum erwachsenen Menschen entwickeln. Im Gleichnis vom Sämann, der wartet, dass die Samen zu Ernte werden. Die Geduld der Samen im Boden bringt uns das Leben. Diese Samen warten, bis sie Brot werden und das Brot wird zum Brot der Eucharistie, die ewiges Leben verkündigt.