
Zum Leben erweckter Glaube

Mit der eingeladenen Referentin des IEK, Mary Healy, hat Enikő Gécsek-Tóth auch darüber diskutiert, dass sie als internationale Rednerin oft weltweit an Konferenzen über die Auslegung der Bibel, die Theologie des Körpers und das geistige Leben teilnimmt.
Mary Healy lebt in der Nähe von Detroit, in Ypsilanti. Wegen der Pandemie gibt es jetzt im Herz-Jesu-Hauptseminar keinen Unterricht, mit den Studenten kann sie sich nur im Online-Raum treffen. Neben dem Unterricht hält sie als internationale Rednerin Vorträge. In den USA gibt es eine große Tradition dieser Tätigkeit.
Mary Healy sagte hierüber: “Man kann leicht eine Liste von mehreren hundert Namen von anerkannten katholischen Rednern in den Vereinigten Staaten finden. Auch außer ihnen gibt es sehr viele Redner, aber einige hunderte sind ganz berühmt. Das ist so, weil die Menschen danach hungern, gelehrt zu werden, damit ihr Glaube zum Leben kommen kann.“
Unser Glaube wirkt sich auf alle Teile unseres Lebens aus
Die Redner sind häufige Teilnehmer von Kongressen, diözesaner Konferenzen und Treffen zum Thema der Bibel. Mary Healy stellt bei diesen Anlässen über die Evangelisierung hinaus die Theologie des Körpers ins Zentrum ihrer Botschaft. Die Universitätsdozentin spricht begeistert darüber, dass sie als Rednerin in erster Linie nach der Vertiefung des Glaubens strebt, was ihrer Meinung nach in den Menschen die Sehnsucht erhöht, an heiligen Messen teilzunehmen.
Sie formulierte: „Die Eucharistie ist die Quelle des Lebens von uns allen, der Höhepunkt unseres katholischen Lebens, aber das ist nicht ihre einzige Dimension. Unser Glaube wirkt sich auf alle Einzelheiten unseres Lebens aus. Also jedes Ereignis, jede Konferenz, Einkehr, auf die die Menschen gehen, helfen ihnen dem Herrn näherzukommen und das Evangelium in die Routine des Alltags einzubauen: in die Kindererziehung, die Ehe, ihr tägliches Gebet, und über all dem hinaus vertiefen diese die Kenntnisse der Menschen bezüglich der Eucharistie und helfen ihnen, mit Eifer und Glauben daran teilzunehmen.
Die Anfänge
Mary Healy rechnete nicht damit, dass sie dem Herrn als Rhetorikerin dienen würde. Es hat sich für sie allmählich herausgestellt, was ihre Aufgabe im Leben werden würde. Am Anfang der 2000er Jahre wurde sie die Leiterin einer katholischen charismatischen Gemeinschaft. Sie trafen sich jede Woche, sie hielt an diesen Anlässen kleinere Reden und wurde zu einer geübten Rhetorikerin. In 2005 hat sie ein Buch über das Werk Theologie des Leibes vom Heiligen Papst Johannes Paul II. geschrieben, das von den Gläubigen mit großem Interesse empfangen wurde. Wegen der Pandemie wurden sehr viele ihrer Vorträge abgesagt oder im Online Raum gehalten. Die Einsperrung wegen der Reiseeinschränkungen nutzt Mary Healy dazu, die Exegese des ersten Buches des Alten Testaments vorzubereiten.
Zwanzig Wissenschaftler, schwierige Fragen
In 2014 hat sie Papst Franziskus unter die ersten drei Frauen gewählt, die jemals im Dienst der Päpstlichen Bibelkommission standen. Die Rhetorikerin sagte über diese Aufgabe: „Das ist eine Gruppe, die aus zwanzig Wissenschaftlern besteht, die sich jedes Jahr einmal in Rom treffen. Wir besprechen Fragen bezüglich der Funktionsweise der Kirche und stimmen dies damit ab, was die Bibel uns lehrt. In den letzten 5 Jahren war unser Thema die biblische Anthropologie, also was die Bibel über die Menschheit lehrt.
Sie beschäftigten sich unter anderem mit Themen, wie der Mensch als Geschöpf ist, wie sein Verhältnis zu Gott ist. Wie sind Mann und Frau, und ihre Beziehung, wie ist unser Verhältnis zur Welt, zu den Tieren und der geschaffenen Welt, wie sind die sozialen Beziehungen und so weiter. Healy fügte hinzu: „Unsere Rolle war es, diese Fragen mit Bezug auf die Bibel richtig zusammenzubringen und sie klar und verständlich zu präsentieren.“
Frauenrollen
Im Interview ist man auf die Rolle der Frauen in der christlichen Kirche eingegangen. Nach Mary Healy hören wir die Stimmen der Frauen noch nicht oft genug in der Theologie, in den Bibelstudien, und auch nicht innerhalb der Kirche. Die Universitätsdozentin erwähnte den Heiligen Johannes Paul II., der ihrer Meinung nach, eine sehr tiefe Erkenntnis der weiblichen Genialität hatte. Er vertrat die Meinung, dass die Frauen die Priorität des Einzelnen und die Priorität der Liebe verstehen.
Mary Healy fügte hinzu: „Wir Frauen denken anders über die Bibel als es die Männer tun. Wir ergänzen einander. Ich denke zum Beispiel an die Teile der Bibel, die von der Ehe, der Familie, den Kindern handeln. Aber wir denken nicht nur über diese anders, sondern über die ganze Bibel und die Theologie. Die Frauen sind intuitiver und erkennen manchmal Zusammenhänge, die die Männer nicht.“
In den USA ist die Rolle der Frauen in der Kirche wichtiger geworden, sie bekommen bedeutende und besondere Aufgaben. Auch Papst Franziskus hat im Vatikan in zahlreiche Ämter Frauen ernannt. Mary Healy fügte hinzu: „Wir bräuchten viel mehr Frauen schon allein um Antworten auf die sexuellen Belästigungen innerhalb der Kirche zu geben. Meiner Meinung nach haben die Frauen ein instinktiv feineres Gespür dafür, die Schrecken hinter dem sexuellen Missbrauch zu erkennen und haben auch einen großen Bedarf danach, sehr entschlossen dagegen aufzutreten. In diesen Fällen meinen sie, dass das Opfer bei der Handhabung der Situation auf die erste Stelle gesetzt werden müsste. Insgesamt denke ich, dass die Frauen im Leben der Kirche eine immer größere Rolle einnehmen, aber wir bräuchten einen noch größeren Anteil von ihnen.“
Gib eine Chance!
Mary Healy ist eine der ReferentInnen, die wir zwischen September 5-12. auf dem Internationalen Eucharistischen Kongress von Budapest hören können. Beim Fall des Eisernen Vorhangs in 1989 hat sie eine längere Zeit in unserem Land verbracht. Seitdem ist sie nur auf der Durchreise in Budapest gewesen, sie freut sich aber sehr auf das Treffen im Herbst. Bis dahin lautet ihre Botschaft an die Ungarn: Jesus möchte Sie bei diesem Eucharistischen Kongress treffen. Er hat ein Geschenk für Sie: die Dankbarkeit, die Ihr Leben verändert. Er könnte uns viel mehr geben, als wir bis jetzt gewusst hatten. Wir müssen ihm nur die Möglichkeit dazu geben. Ein hervorragender Anlass dafür ist, wenn sie zum Eucharistischen Kongress kommen. Ich wünsche mir, dass der Herr Ihr Herz berühre, und seinen wunderbaren Plan bezüglich Ihres Lebens zeige.“
Quelle: Kossuth Rádió
Foto: IEK