Von einem rebellischen Hippie zum Gemeinschaftsgründer

26 Februar 2021
Johannes Hartl: Ich habe Gott gefunden, obwohl ich nichts dafür getan hatte.

Johannes Hartl (1979), deutscher Theologe, Literaturwissenschaftler, Philosoph, Vater von vier Kindern. Mit seiner Frau Jutta haben sie in 2005 in Augsburg gemeinsam das Gebetshaus gegründet, wo in 24 Stunden des Tages, ohne Unterbrechung, das ökumenische Gebet läuft. Johannes führt ein Vlog, er ist Autor von zahlreichen Büchern, ein international anerkannter Referent bei Konferenzen, der die überwältigende Schönheit und Güte Gottes mit Leidenschaft vermittelt.

Mädels, Drogen, Verrücktheiten

Er ist 1979 in Metten, in Bayern in eine katholische Familie geboren, aber seine Jugend voller Ausschreitungen (Mädels, Drogen), hat ihn für eine Weile von Gott entfernt. „Es herrschte nie ein negatives Bild in mir über die Kirche, nur so viel, dass sie langweilig ist. (…) Ich habe mir die Kirche etwa wie eine Schule vorgestellt. Ich dachte mir, Gott wäre ein langweiliger Mathelehrer, der von mir erwartet, dass ich langweilige Dinge tue für die guten Noten. Und verbietet, was mir Freude bereitet.“

Deswegen ist er mit 14 Jahren schon mit einem coolen Gang auf Partys gezogen. „Wir haben lauter Unsinn getrieben. Einmal sind wir zum Beispiel mit dem Zug nach Budapest gefahren, von der Stadt haben wir natürlich nichts gesehen, wir haben nur getrunken und lauter verrückte Sachen angestellt. Wir haben geraucht und Mädels aufgerissen. Von dieser Clique haben auch viele angefangen, Drogen zu nehmen.“

Ein rebellischer Hippie bei einer religiösen Konferenz

Mit 14 Jahren haben ihn seine Eltern zu einer religiösen Konferenz mitgenommen.

„Damals war ich ein rebellischer Hippie und hielt diese ganze Sache für Schwachsinn. (…) Die Menschen sahen normal aus und es gab auch sehr viele Jugendliche unter ihnen. Danach hat aber die Musik begonnen und ihr Blick hat sich verändert, selbst ihr Gesicht hat sich verzerrt. Ich dachte mir, was auch immer ihr kifft, kifft weniger davon. Aber irgendwie haben sie mir doch gefallen.“ Eines Abends konnte man nach vorne gehen zum Beten. Jeder, der den Heiligen Geist empfangen wollte, konnte um ein Gebet bitten. Johannes ging nach vorne. „Ich habe nicht gebetet, ich bin nur dagestanden, und habe nichts gefühlt. Als das Gebet vorüber war, bin ich zu meinem Platz zurück, und da habe ich gespürt, dass sich etwas in mir verändert hat. (…) Es war ein Gefühl, als wenn man sich zum ersten Mal verliebt. (…)

Dieser Tag hat mein Leben einfach entzweit. Mein ganzes Weltbild bis dahin ist in sich zusammengestürzt. Warum? Weil ich Gott gefunden habe, obwohl ich nichts dafür getan habe.

Ich habe davor nicht gebetet, nicht gefastet, bin nicht in die Kirche gegangen, ich war kein braver, guter Junge. Ich war eine arrogante Sau.“

Big Mac und Gebetshaus

Johannes wollte gerne Mönch werden, aber schließlich hat ihn Gott zu einem ganz anderen Weg eingeladen. Er hat seine Frau kennengelernt, mit der er gemeinsam in 2005 in Augsburg das Gebetshaus gegründet haben. Im September 2011 haben sie das große Ziel erreicht: an 365 Tagen des Jahres, 24 Stunden pro Tag lief das Gebet im Gebetsraum.

„Tankstellen, McDonald’s, Feuerwehr – alle sind 24 Stunden am Tag geöffnet, nur wir Christen haben eine Stunde pro Woche offen“ – sagte Johannes Hartl. „Ich denke, niemand ist darüber empört, dass McDonald’s Tag und Nacht offen ist. Wenn ich um 4 Uhr morgens Hunger kriege, kann ich einen Big Mac essen. Dass das Krankenhaus auch Tag und Nacht geöffnet ist, ist auch wichtig.

Aber dass man Gott Tag und Nacht anbetet und lobpreist, ist noch wichtiger. Er ist es wert.“

Seitdem sind die Jugendlichen ununterbrochen präsent. Das Gebetshaus wird seit 2011 ausschließlich aus Spenden finanziert. Es hat 18 „Vollzeit“-Beter, die ihre Arbeitsplätze aufgegeben haben und aus Gaben leben, und das Gebet als ihre einzige Sendung empfinden.

Die Gebetsbewegung von Augsburg hat auch in Budapest Verfolger. Das Gebetshaus Wachfeuer - Őrtüzek Imádság Háza wurde in 2013 eröffnet und hier veranstaltet man Gebetsanlässe und Konferenzen der Lobpreisung und Fürsprache.

Quele/Foto: IEK