Gewalt, Glaube, Heiterkeit, Lächeln

01 November 2020
Das natürliche Reichtum und die tiefe Armut kennzeichnen Kamerun gleichzeitig, wo die weitere Stärkung der katholischen Gemeinschaft äußerst wichtig ist. Im Land, das unter blutigen Konflikten leidet, dient Joseph-Marie Ndi-Okalla, Bischof von Mbalmayo.

In der Stadt Kumba in Kamerun wurden am 24. Oktober Kinder massakriert. In das Studentenheim der zweisprachigen Schule Mother Francisca International Bilingual Academy stürzten Bewaffnete ein. Mehrere Schüler wurden verletzt, mindestens sechs Schüler zwischen nur 9 und 12 Jahren wurden erschossen oder mit einer Machete zu Tode verletzt. Solche und ähnliche Fälle des Kindesraubs und der das Leben von Jugendlichen auslöschenden Aktionen sind regelmäßig im afrikanischen Land. In diesem durch Konflikte belasteten Land dient der eingeladene Referent des Internationalen Eucharistischen Kongresses, Joseph-Marie Ndi-Okalla, Bischof von Mbalmayo.

Elend im Land der Diamanten und Goldminen

Kamerun, das Land mit 25 Millionen Einwohnern, ist, vielen anderen afrikanischen Ländern ähnlich, äußerst instabil. In seinen nördlichen Teilen kommt es häufig zu Menschenraub und Terrorangriffen. In der westlichen Region bedeuten die Aktionen der separatistischen Bewegungen eine Gefahr. Zwei Regionen des Landes sind englischsprachig, die anderen frankophon. Der Staat im Golf von Guinea ist durch eine ethnische, sprachliche und religiöse Vielfalt gekennzeichnet, wo 60 Prozent der Bevölkerung christlich ist; die größte Gemeinschaft ergeben die Römisch-Katholiken.

Obwohl Kamerun ein an Natur- und Bodenschätzen (vor allem dank dem Gold und dem Diamanten) sehr reiches Land ist, über 40 Prozent seiner Bevölkerung lebt in tiefer Armut. In 2017 war der Wert der nationalen Goldproduktion nur im östlichen Teil des Landes 41 Millionen Dollar, deren Nutzen, hauptsächlich wegen der Korruption, sich nicht in der Volkswirtschaft spüren ließ. Letztes Jahr wurden 300 neue Bergbaugebiete identifiziert, wo Gold, Uran, Diamant und Zink gewonnen werden können. Es melden sich meist chinesische und amerikanische Unternehmen als Investoren. Sie stützen sich auf die lokalen Arbeitskräfte und die Arbeit läuft oft auf eine unmenschliche, viele Todesopfer verlangende Weise, und wenn ein Gebiet ausgeschöpft wird, verlassen es die internationalen Unternehmen und lassen eine riesige ökologische Verwüstung hinter sich. Die katholische Kirche, die das Rückgrat des Gesundheitswesens des Landes bildet, spielt eine besondere Rolle in der sozialen Versorgung, im Kampf gegen AIDS, aber vor allem in der Erziehung.

Teilung durch die Großmächte

Im 19. Jahrhundert wurde dieser Teil von Afrika von den Deutschen kolonisiert und die Einwohner wurden als Zwangsarbeiter eingesetzt. Nach dem ersten Weltkrieg teilten Frankreich und Großbritannien dieses Gebiet untereinander auf. Die Franzosen haben das Zwangsarbeitssystem beibehalten, die Briten haben es abgeschafft, haben aber den Teil des Landes unter ihrer Hoheit von Nigeria aus verwaltet und ließen es zu, dass eine große Anzahl von nigerianischen Gastarbeitern ins Land strömte, was mit den Einwohnern zu Konflikten führte. Nach dem zweiten Weltkrieg wollte Kamerun unabhängig werden, was sowohl die Franzosen als auch die Briten versucht haben, zu verhindern. In 1960 wurde das Französische Kamerun unabhängig, ein Jahr später wurde es mit dem Britischen Kamerun vereinigt und es kam die Föderative Republik Kamerun zustande. Die ethnische Teilung, die Korruption um die bedeutenden wirtschaftlichen Ressourcen – Öl, Edelmetalle – und die auf die Zentralisierung ausgerichtete Machtausübung prägten und prägen heute noch das Land.

Blutbad an Weihnachten

Der anglophone-frankophone Konflikt mündet oft in Straßenkrawallen und Gewalt, vor allem in den nordwestlichen und südwestlichen Gebieten. Wegen der Sezessionsbestrebungen der anglophonen Gebiete entwickelte sich ein lang andauernder Konflikt zwischen der Armee und den separatistischen Kräften. Ambazonia hat schon seine Unabhängigkeit erklärt, und verfügt über eine eigene Währung, Hymne und Medien. Die Regierungskräfte versuchen mit dem Militär, die Verselbstständigung zu unterdrücken.
Für Kamerun ist es über die riesige Korruption hinaus charakteristisch, dass Präsident Paul Biya, der seit 1982 das Land leitet, versucht, seine Macht zu zentralisieren. Er unterstützt sich dabei hauptsächlich auf die Armee. Im Dezember 2019 flüchteten wegen der Militäroperationen fünftausend Kameruner von ihrem Zuhause aus den nordwestlichen Gebieten. An Weihnachten stießen in der südwestlichen Region die bewaffneten Gruppen und das Militär zusammen. In den nördlichen Gebieten wurde die Terrororganisation Boko Haram aktiv.

Virus

Unter solchen Verhältnissen und Umständen dient Joseph-Marie Ndi-Okalla, Bischof von Mbalmayo. Er wurde in einer tief gläubigen Familie mit 11 Kindern erzogen, und der fast immer lächelnde kirchliche Würdenträger ist der eingeladene Referent des Internationalen Eucharistischen Kongresses. Er verfügt über eine Ausbildung in Theologie und Sozialwissenschaften und wurde in 2017 zum Bischof geweiht. Er ist Autor von zahlreichen Artikeln und wissenschaftlichen Publikationen. In seinen Aussagen vergisst es der Bischof von Mbalmayo nicht, auf das in Afrika angreifende „Virus“, auf den sich verstärkenden religiösen Fundamentalismus, aufmerksam zu machen. Joseph-Marie Ndi-Okalla liegt der interreligiöse Dialog und der gesellschaftliche Frieden am Herzen und er arbeitet daran, die Kommunikation zwischen der Regierung in Kamerun und den Aufständischen voranzutreiben.

Im Dienst des Dialogs und der Versöhnung

Joseph-Marie Ndi-Okalla und die Kirche streben nach der Erfüllung ihrer Sendung nach Heil, Versöhnung und Evangelisierung. In Afrika breitet sich die katholische Gemeinschaft immer weiter aus, seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die Anzahl der katholischen Gläubigen auf dem Kontinent von 2 Millionen auf 200 Millionen. Eine Charakteristik des spirituellen Lebens der Kameruner ist es, dass an den Zeremonien die Gesänge, Tänze eine große Rolle spielen und im Allgemeinen die Heiterkeit und Fröhlichkeit die liturgischen Ereignisse kennzeichnen.

Ein wichtiger Meilenstein des katholischen Glaubenslebens des Kontinents war in 2009 die Bischofssynode für Afrika im Vatikan. Papst Benedikt XVI würdigte die Werte von Afrika und sagte, dass der schwarze Kontinent eine „riesige geistige Lunge“ der Menschheit ist in einer Welt, die immer mehr durch die Krise des Glaubens und der Hoffnung getroffen wird. Verwendete

Quellen: cameroon.tribune, youtube.com, fr.missioner.com
Photo: NEK, Magyar Kurír