Alles ist gut, wie es ist

06 Januar 2021
2020 hat uns vor nie zuvor gesehene Herausforderungen gestellt. Wir harrten aus, haben einander seelisch unterstützt. Wir haben Veranstaltungen organisiert, geschrieben, im Radio, Fernsehen gearbeitet.

Der Gedanke, eine andere, auch während der Pandemie ausführbare Programmreihe zu organisieren, ist uns schon im Sommer eingefallen. Kardinal Péter Erdő bat im Brief die eingeladenen Referenten und Glaubenszeugen des Kongresses, in Videobotschaften darüber zu erzählen, wie sich die Epidemie, die Geschlossenheit auf ihre Gemeinschaft ausgewirkt haben und was die Eucharistie für sie bedeutet. So ist das Online-Vortreffen geboren, das gerade in der Woche abgewickelt wurde, für die der IEK ursprünglich geplant war.
In der seit 1881 dauernden Geschichte der Eucharistischen Kongresse kam es zuletzt während des ersten und zweiten Weltkriegs zu einer Zwangspause, und schon deswegen wollten wir, wenn es nicht anders möglich ist, uns zumindest online treffen, bis wir es persönlich tun können. Das außerordentliche Ereignis konnte auf dem Youtube-Kanal des IEK verfolgt werden. Bei der Pressekonferenz des Vortreffens mit dem Titel „Die Welt verschlossen, unser Herz aufgeschlossen“ machte Bischof Gábor Mohos, der Leiter des IEK-Sekretariats die Presse darauf aufmerksam, dass bis Frühling aus mehr als 100 Ländern etwa 90 tausend Registrierungen eingetroffen sind, und diese Tatsache war an sich ein ernstes Argument dafür, den diesjährigen IEK nicht komplett abzusagen.

Zwischen dem 13-20. September haben wir die angekommenen 11 Videobotschaften eine nach der anderen gespielt, die von fünf Kontinenten, darunter unter anderem aus Rom, Nigeria, Quebec, New York und Transkarpatien an uns geschickt wurden. Péter Erdő konnten wir in einer ganz neuen Rolle erleben, denn er redete nicht nur Ungarisch, sondern auch Italienisch zu den Zuschauern, und am Anfang von jedem Kurzfilm teilte er immer eine persönliche Geschichte über die Absender der Botschaften mit, und am letzten Tag des einwöchigen Vortreffens sagte er seine Abschlussgedanken am Ort der Eröffnungs- und Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses von 1938, am Heldenplatz.
Das Vortreffen war ein Riesenerfolg. Die Videobotschaften sind genauso weit gekommen in der Welt, aus welcher Entfernung wir die Gäste zum IEK erwartet haben (und erwarten bis heute). Es hat sich bestätigt: auch der oft kritisierte online Raum und die sozialen Medien lassen sich zum Guten verwenden, und über sie können wir alle, selbst in den weitesten Ecken der Welt erreichen, wenn der Fokus auf dem Zusammenhalt liegt.

Auch Papst Franziskus hat uns begrüßt und uns davon versichert, mit welch großem Glauben und welcher Freude er September 2021 erwartet. Die Zeitschrift des Apostolischen Heiligen Stuhls, L’Osservatore Romano hat ebenfalls das online Vortreffen gelobt, und betont, dass wir Ungarn das Beste aus dieser außerordentlich schweren Periode gemacht haben. Erzbischof Piero Marini, der Vorsitzende des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Kongresse sagte dem Radio Vatikan, dass obwohl er schon an einigen Eucharistischen Kongressen teilgenommen hat, hat er niemals ein so breites Interesse und eine so hohe Anzahl von Registrierten gesehen, wie im Falle von Budapest.
Auch der Zusammenschluss der Medien war für uns beispiellos und eine außergewöhnliche Erfahrung: bei dem Eintritt der zweiten Welle haben wir von den Vertretern der ungarischen Presse unglaublich viel Unterstützung bekommen, damit wir über so viele Kanäle und Wege wie möglich über das inzwischen verschobene Weltereignis berichten können. Wir haben immer mehr gespürt: wenn das Ziel gut ist, für das wir uns vereinen, bieten sich auch die Mittel, um es zu erreichen.

Kaum war das Vortreffen vorüber, schon hat eine neue Gesprächsreihe von uns im Radio Kossuth begonnen. Die Sendung Triff Jesus live wurde am 27. September mit dem Ziel gestartet, die Referenten des Kongresses vorzustellen. Die Portraitinterviews werden von den inzwischen unerlässlichen Gedanken des Kardinals eingeleitet. Dieses Jahr kam es zu vier Sendungen: Jean-Luc Moens, der Moderator des durch den Heiligen Vater gegründeten CHARIS erzählte davon, wie es war, in den Armenvierteln von mehr als 60 Ländern über die Liebe von Jesus zu erzählen. Valerian Okeke, Erzbischof der Provinz Onitsha von Nigeria sprach über die Lebensbedingungen in Afrika und den Glauben der Einwohner. Kardinal Gérard Lacroix, Erzbischof von Québec teilte seine während seines Dienstes in Kolumbien gesammelten Erfahrungen mit den Zuhörern, während Stanisław Gądecki, Erzbischof von Poznań so formulierte, es laufe eine intensive Hirnwäsche gegen die Kirche, so werden wir viel Mut brauchen.

Und wenn wir schon so weit in der Nutzung der durch die Medien angebotenen Möglichkeiten gekommen sind, haben wir uns auch in einer ziemlich neuen Gattung, der der Podcasts ausprobiert. Wir haben uns nicht die gewöhnlichen Tonaufnahmen vorgestellt, sondern aufregende, energische, jugendhafte, wendungsreiche Sendungen, die ausgesprochen die Sprache der jungen Generation verwenden. Der Ort wurde dieses Mal vom Katholischen Radio angeboten, in dessen Studio die IEK-Podcast-Serie in der zweiten Hälfte vom Oktober gestartet wurde. Obwohl wir ganz bis Dezember die Gästeliste zusammengestellt haben, kam die zweite Welle der Pandemie wieder dazwischen. Da hatten wir aber schon Routine, und wir sind nicht gestockt: im Nu haben wir den Sendungsplan überarbeitet, und mit denjenigen, die wir nicht persönlich treffen konnten, haben wir uns per Telefon unterhalten. So eine Sendung war auch das Telefoninterview mit Bischof Gábor Mohos, der sich gerade vom Coronavirus erholt hatte, der neben Kornél Fábry auch der Gast unserer allerersten Sendung gewesen war. Damals haben wir uns über den vor Kurzem seliggesprochenen Jugendlichen, Carlo Acutis unterhalten, und das Thema hätte gar nicht passender sein können, denn Acutis hat den online Raum zum bestmöglichen Zweck verwendet, und übte eine riesige Wirkung auf unzählige Jugendliche mit seinem Glauben aus.

Dem Telefoninterview mit Gábor Mohos verlieh es ein besonderes Gewicht, wie der genesende Erzbischof sein Leben und seinen Glauben durch die Krankheit neu bewertet hat. Seine Botschaft kam sogar über die Grenzen, und es hat sich wieder herausgestellt, welche Kraft die Aussage eines Menschen in schwieriger Situation haben kann, und welche Wirkung solche Geschichten über das Ether haben können. Wir haben uns persönlich oder telefonisch über die afrikanische Mission, Freiwilligenarbeit und die Kraft des gemeinsamen Gebets unterhalten, über den Begriff des Wunders, die Werte des Weinbaus, die Evangelisierung von Kindern, über alte weihnachtliche Erinnerungen, über den Glauben derjenigen, die sich während der Revolution 1956 bewährt haben, oder auch über das Verhältnis von Schauspielerei und Christentum.

Ende November, am Vorabend des Christkönigsfestes haben wir eine weltweite eucharistische Anbetung organisiert. Es haben sich mehr Menschen als je zuvor der Initiative angeschlossen: die Mitglieder unserer Gemeinschaft haben in 121 Ländern, an 6728 Orten gebetet. Es haben sich Menschen unter anderem aus Pakistan, Togo, Panama, China, Kasachstan, Benin, Island, Chile und auch Neuseeland dem Gebet angeschlossen. Die Anzahl der Teilnehmer hat uns darin bestärkt, dass obwohl wir physisch nicht zusammen sein konnten, sind zwischen uns seelisch noch festere Bände entstanden.
Bei der fleißigen Organisation haben wir kaum gemerkt, dass wir an Dezember angekommen sind und es ist unbemerkt die Stille des Advents unter uns geschlichen. Kardinal Péter Erdő hat sich erneut in einer Videobotschaft an uns gewendet, und betonte, die Pandemie bot eine hervorragende Möglichkeit für uns, über unser Leben nachzudenken, denn es sei nichts anderes, als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, und es sei ebenfalls so wichtig, auch die Brücke der Liebe und des Wissens aufzubauen, um so unser Erbe für die nächste Generation zu bilden.

Wir wollten die 24 Tage bis Weihnachten unvergesslich machen, deswegen haben wir unseren außerordentlichen Adventskalender gestartet: Schauspieler, Dichter, Schriftsteller und andere bekannte Persönlichkeiten schickten ihre persönlichen Geschichten, sangen, sagten Gedichte auf oder lasen vor. Wir konnten 24 verschiedene Ansätze zum Glauben von 24 Menschen kennenlernen. Diese paar minütige kleinen Feste haben viel in dieser Zeit voller Erwartung und Unsicherheit geholfen.
Am 5. Dezember beteten wir unter der Leitung von Kardinal Péter Erdő für das Schwinden der Pandemie. Zu diesem außerordentlichen Anlass kam es durch die gemeinsame Initiative des Sekretariats des Internationalen Eucharistischen Kongresses, der Pázmány Péter Katholischen Universität, der Redaktionen des Magyar Kurír und Új Ember, Csaba Böjte, András Csókay und Róbert Szikora, Boten des Welttreffens, sowie Réka Fodor Missionsärztin. „Was also ist unsere Aufgabe hier auf Erden? Offensichtlich, einander zu lieben, und zu versuchen, so zu lieben, zu helfen, wie wir es in der Lage sind zu tun. Denn davon hängt unser ewiges Schicksal ab.“ – lautete die Botschaft von Péter Erdő aus der Sankt- Michaelskirche in Angyalföld.

Der 12. Dezember ist für die Katholiken in Mexiko eines der größten Feiertage: jährlich pilgern da mehr als 10 Millionen Menschen nach Guadalupe – das ist eines der größten liturgischen Ereignisse der Welt. Dieses Jahr jedoch blieb das Tor der Basilika von Guadalupe geschlossen. Als wir mit der Organisation des Kongresses begonnen haben, haben wir den Erfolg der Vorbereitungen der Heiligen Jungfrau angeboten. Péter Erdő wendete die schwere Lage wieder zum Guten: in seiner Videobotschaft, in der er auf Spanisch zu den mexikanischen Pilgern sprach, bedankte er sich für die Fürbitte der Jungfrau Maria, weil sie es uns ermöglicht hat, uns seelisch noch ein Jahr auf den Kongress vorzubereiten.
In der Sonderausgabe des IEK-TV an Silvester sprach Michael August Blume, apostolischer Nuntius von Ungarn darüber, welche die größten Herausforderungen der katholischen Kirche sind; Pater José Salas Castañeda, der zweite Sekretär der Apostolischen Nuntiatur sprach über das außerordentlich feste Verhältnis der Mexikaner zur Eucharistie, während David Nájera, der Botschafter von Mexiko zu Ungarn uns in die weihnachtlichen Traditionen seines Landes einweihte.
Der letzte Takt dieses Jahres war für uns, als wir das Fazit des Jahres im Studio des Bonum TV gezogen haben und alle seine Lehren auf die Reihe genommen haben. Die Sendung ist am 1. Januar 2021 ab 9:10 auf dem Kanal des Bonum TV zu sehen. Zeit ist relativ. Vielleicht haben wir es noch nie so gespürt, wie dieses Jahr. Manchmal eilen die Tage, Wochen, Monate einfach vorbei, manchmal schleppen sich nur die Minuten. So war auch das Jahr 2020. Es ist schneckenlangsam vorangekrochen, und stellte uns jeden Tag vor neue Schwierigkeiten. Und jetzt sind wir doch an seinem Ende gekommen. Dieses Jahr hat unsere Welt, unser Leben, unsere Beziehungen und Sicherheitsgefühl durcheinandergewirbelt – und selbst unseren Glauben auf die Probe gestellt. Aber wie recht es hatte! Es hat sich nämlich herausgestellt: wenn es Probleme gibt, selbst wenn wir auf unsere Knie gezwungen werden, stehen wir auf. Zusammen, vereint, wenn nicht anders, dann eben seelisch zusammengeschlossen sind wir in der Lage selbst aus den schwersten Umständen, den tiefsten Tälern herauszuklettern. Und vor allem haben wir auch gelernt: egal, was passiert, es ist eben so perfekt. Selbst wenn es schwer, unverständlich, schmerzhaft ist. Vergessen wir das auch in 2021 nicht.
Wir wünschen ein gesegnetes, friedliches neues Jahr!

Pressechefin Tünde Zsuffa


Foto: Marcsi Ambrus