Der Mann der Dialoge

22 März 2021
Michael Louis Fitzgerald war einer der wichtigsten Kontaktpersonen der katholischen Kirche zur islamischen Welt.

Der Lebensweg des eingeladenen Referenten des Internationalen Eucharistischen Kongresses war schon von Kind auf fast wie eine Art Vorbereitung auf diese Aufgabe.

Michael L. Fitzgerald ist im August 1937 im Vereinigten Königreich in eine römisch-katholische Familie mit irischen Wurzeln geboren. Schon als kleines Kind wusste er, dass er Missionspriester werden möchte. Der gegenseitigen Toleranz und der Frage über die Offenheit für den interreligiösen Dialog ist er auch ziemlich jung begegnet. Er ist in einer Gemeinschaft aufgewachsen, wo er nicht nur irische und katholische Freunde gemacht hat.

Der verwirklichte Traum der Kindheit

In der Gesellschaft der Missionare von Afrika oder mit ihrem geläufigeren Namen White Fathers (Weiße Väter) hat er seine Studien mit 12 begonnen, damit er schrittweise der Verwirklichung seines Traumes näherkommen kann. Nach seiner Priesterweihe hat er in den Niederlanden und Tunesien Theologiestudien gemacht, und Arabisch gelernt. Ziemlich jung, mit 35 konnte er schon im Vatikan seinen Standpunkt zum Thema des interreligiösen Dialogs äußern.


Mission für den Frieden der Religionen


Er hat Jahre in Kampala, in Uganda verbracht, wo er auch Lehrer am Institut für Religionswissenschaft war, dann ist er nach Rom zurückgekehrt. Seine in Afrika gemachten Erfahrungen machten ihn zu einem der angesehensten Islam- und Koranexperten im Vatikan. In 1978 ist er wieder nach Afrika gezogen, dieses Mal nach Sudan, wo er als Pfarrer diente. In 1992 wurde er zum Bischof ernannt, und in 2002 zum Erzbischof von Nefta in Tunesien erhoben.

Karriereweg mit Haarnadelkurven

Er wurde Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, später sein Präsident. Von hier hat ihn Papst Benedikt XVI. zum apostolischen Nuntius von Kairo und zu seinem in die Arabische Liga akkreditierten Botschafter ernannt. In kirchlichen Kreisen kam es zur Debatte – in Anbetracht des erhärteten Standpunkts des Papstes bezüglich des Islams – ob dies eine Degradierung war, oder die Anerkennung seiner, bis dahin geleisteten Arbeit.
Auf jeden Fall hatte Michael Fitzgerald eine wichtige Rolle darin, dass Papst Benedikt XVI. nach seiner, großes Aufsehen erregenden Regensburger Rede im Herbst 2006 die entstandene, gespannte Lage zu den Vertretern der Länder mit islamischer Mehrheit regeln konnte. In seinen Gedanken in Regensburg hat das Kirchenoberhaupt mit Bezug auf die Beziehung zwischen Vernunft und Glaube aus der Rede des Byzantinischen Kaisers Manuel II zitiert, die eine scharfe Kritik gegenüber dem islamischen Glauben beinhaltete. Das hat eine riesige Empörung ausgelöst. Kurz darauf hat Benedikt XVI. Botschafter beim Heiligen Stuhl von 22 Ländern mit islamischer Mehrheit getroffen, sowie die Leiter der muslimischen Gemeinschaften in Italien, die die nach Dialog strebenden Gedanken des Papstes, die er zu diesem Anlass geteilt hatte, mit Applaus und Beruhigung begrüßt haben.

Heimkehr

Bis zu seiner Rente lebte Fitzgerald in einer Missionsgemeinschaft in Jerusalem, dann ist er in 2019 in seine Heimat zurückgekehrt. Heute lebt und dient er in Liverpool, in einer Stadt, wo sich die älteste Moschee von England befindet, und wo einer der ersten chinesischen Gemeinschaften in Europa zustande gekommen ist. Fitzgerald bezeichnete es als wichtig, dass die Kirche sich und ihre Lehren denjenigen zeigt, die sie nicht kennen.

„Die Kirche blickt immer nach außen. Jesus hat die Kirche als Zeichen seiner Liebe gegenüber allen Menschen erschaffen.“

Michael Fitzgerald wurde von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt, was den in Walsall geborenen Priester überrascht hat. Als der Heilige Vater dies angekündigt hat, hat er gerade bei einem Gottesdienst zum Andenken an die im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Handelsseeleute in einer anglikanischen Kirche gepredigt. Nachdem er von hier in das Gemeindehaus der Weißen Väter zurückgekehrt ist, haben ihm seine Kameraden feierlich die Nachricht übergeben, dass er Kardinal wurde. „Einer der benachbarten Priester, der das Angelus gehört hatte, und danach die Ankündigung von Papst Franziskus, rief beim Orden an.“ – erzähle Fitzgerald von diesem Tag. Er fand, es sei ganz wichtig, dass Papst Franziskus in 2019 solchen Oberen eine Kardinalsernennung erteilt hat, die in Städten mit muslimischer Mehrheit dienen. Er formulierte:

„Es gibt zahlreiche Zeichen dafür, dass Papst Franziskus die Pflege der interreligiösen Beziehungen für wichtig hält. Als er zum Beispiel bei seinem Besuch in Jerusalem and der Klagemauer gebetet hat, wohin ihn auch Rabbiner Skorka und Imam Abbud begleitet haben. Darüber hinaus, dank der herzlichen Beziehung zwischen Papst Franziskus und dem Großscheich von Al-Azhar haben die Kirchenoberhaupte die Erklärung über die universale Geschwisterlichkeit der Menschen in Abu Dhabi unterschrieben, die ein Meilenstein in der Beziehung zwischen dem Christentum und dem Islam ist.

Brückenbau und Aufrechterhaltung

Der pensionierte Erzbischof von Tunesien – der dieses Jahr 84 Jahre alt wird – blickt der mit seiner Ernennung einhergehenden Arbeit mit Vertrauen entgegen und hofft, dass er seine Aufgaben in Liverpool erfüllen kann.

„Ich hoffe, dass ich viele Einladungen bekommen werde und bin zuversichtlich, dass mein neuer Kardinalsrang die alten Bekannten nicht davon abhalten wird. Ich will kein großes Getue. Ich möchte einfach bleiben und denke, dass Papst Franziskus darin ein sehr gutes Beispiel ist.“

Michael Fitzgerald betonte, dass seine Sendung nicht nur von dem Ausbau der neuen Beziehungen handelt, sondern auch von der Pflege der schon existierenden Bände: „Wir haben schon immer Brücken gebaut, aber wir müssen ihre Struktur auch warten, damit sie stark bleiben. Wir können nie über eine Beziehung sagen, sie wäre fertig. Wir müssen kontinuierlich daran arbeiten, denn die Menschen verändern sich, sie verschwinden und es kommen neue an ihre Stelle und man muss alles von vorne beginnen.“

Letzen Oktober kam es im Mindszenty-Saal des Hauses der Ungarn in London zu einem großen Ereignis, wo der neue britische Kardinal, Michael Fitzgerald, eine Dankmesse gefeiert hat. Die prominenten kirchlichen Gäste haben mit ihrer Handschrift im Gästebuch des St-Stephans-Hauses verewigt, dass sie dort waren, und am Ende der Heiligen Messe haben sie gemeinsam für die Seligsprechung von Kardinal József Mindszenty gebetet.

Quelle: romereports, repository, cbcew, thetablet, cruxnow, magyarkurir

Foto: National Catholic Register