
Leben im Land der Gegensätze

In Nigeria muss man neben den wirtschaftlichen Problemen auch gegen den Terrorismus kämpfen. Mohammed Jusuf machte seinen Auftritt in der Öffentlichkeit als Prediger und die durch ihn 2002 gegründete islamistische fundamentalistische Terrororganisation Boko Haram hat zwischen 2009 und 2014 mehr als 5000 Zivile niedergemetzelt und 650 tausend Menschen zur Flucht gezwungen.
Ihr Ziel war es ursprünglich, mit der Korruption und der Ungerechtigkeit abzurechnen, und auch, die islamische Gesetzgebung einzuführen und einen islamischen Staat zu schaffen. Die Mitglieder der Gruppe schwuren Rache gegen die Sicherheitskräfte, die sie für den Tod ihres Anführers Mohammed Jusuf und mehrerer ihrer Kameraden verantwortlich halten. Sie verüben oft Attentate auf Polizeistationen, gegen die Mitglieder und Gebäude von offiziellen Sicherheitsorganen. Boko Haram hat finanzielle Unterstützung von der berüchtigten Al-Kaida erhalten, und die Gruppe hat auch dem Islamischen Staat gegenüber Treue geschworen. Sie übernehmen offen die Verantwortung für ihre Taten, dass sie Priester entführt und ermordet haben, dass sie diejenigen waren, die eine Braut und ihre Brautjungfer mitten auf der Straße vor den Augen von allen enthauptet haben, dass sie für die Entführung von mehreren hunderten von Schülerinnen in 2014 und die meisten Terrorangriffe verantwortlich sind, die in der letzten Zeit der nördliche Teil von Nigeria erleiden musste.
Trotz alldem mahnte uns Kardinal John Onaiyekan, erster Erzbischof von Abuja davor, diesen Konflikt auf den Gegensatz zwischen Muslimen und Christen zu reduzieren. Er erklärte, dass die Brutalität sowohl von Muslimen als auch von Christen, eigentlich von den Mitgliedern jeglicher anderen Religion fernstehe. Diejenigen jedoch, die im Namen des Hasses handeln, wissen am wenigsten, was Glaube ist.
„Die islamischen Fanatiker betrachten jede Religion als ihren Feind. Die glaubenstreuen Muslime und Christen hingegen streben alle nach Frieden und gemeinsamem Zusammenleben.“ – formulierte der Kardinal. „Unter den Opfern gibt es Christen und Muslime zugleich, die physische Wirkung jeder explodierten Bombe ist nicht nur vor Ort verheerend, sie vergiften auch die Gesellschaft, und verstärken weltweit das Bild vom Kampf zwischen dem Christentum und dem Islam. Dies kann fatal werden, darum müssen wir mit allen unseren Kräften an der Eröffnung des Dialogs arbeiten.“
John Onaiyekan ruft alle auf der Welt zum Frieden und zur Zusammenarbeit auf, für ein Anliegen, das im Interesse von uns allen steht:
„Ob du Muslime, Buddhist oder Katholik bist - du kannst nirgends sonst als auf unserer Erde leben. Und der Klimawandel ist ein typisches Beispiel dafür, wie sehr wir es brauchen, dass alle Männer und alle Frauen auf der Welt unabhängig von Rasse und Religion einander die Hand nehmen, damit wir diese Welt besser machen können. Nicht nur in der Frage des Klimawandels, sondern auch der Verbesserung der menschlichen Beziehungen willen. Die Menschheit hat während ihrer Geschichte viele Kriege gesehen, aber wir sind an dem Punkt angekommen, wo wir einen Weg finden müssen, um die Zahl der Kriege zu reduzieren und – wenn möglich – sie zu stoppen, denn sie verursachen nur Leiden.“
Er hält die Akzeptanz für den Weg, der zum Frieden führt:
„Wir sollten alles tun, um die Grundsätze zu hüten. Das Prinzip der Religionsfreiheit: jeder hat das Recht Gott auf seine eigene Art anzubeten. (…) Das bedeutet, dass die Rechte der religiösen Minderheiten voll und ganz anerkannt werden müssen. Ansonsten können wir nicht in Frieden leben. Darüber hinaus müssen wir das Verhältnis von Religion und Politik klar bestimmen. Denn die Erfahrung zeigt, dass wo Religion und Politik vermengt oder vermischt werden, hat die Gaunerei der Politik oft eine Wirkung auf die Schönheit der Religion.“
In seiner Rede beim Internationalen Eucharistischen Kongress in 2016 hat er auf die Geschlossenheit des Kongresses aufmerksam gemacht. Er muss nicht nur „international“ sein, sondern auch gesellschaftlich offen, unabhängig von der Situation der Menschen.
Dabei setzt er sich ein für die Fundamentalartikel der Kirche ein:
„In einer Welt, die tief sinkt wegen der weitverbreiteten moralischen Laxheit, kann die Kirche Gottes nicht auf die Verantwortung verzichten, die hohen Standards des Evangeliums von Jesus Christus aufrechtzuerhalten.“ – äußerte sich Kardinal Onaiyekan.
Quelle/Foto: IEK