Das Wunder der Rose

24 Juni 2021
Die Kirche der Hl. Elisabeth von Ungarn (auch: Elisabeth von Thüringen) auf dem Rózsák tere (Platz der Rosen) ist als eine der schönsten Kirchen in Budapest bekannt. Während des Eucharistischen Kongresses wird hier die Budapest-Messe vorgeführt.

Mit dem Zusammenschluss von Óbuda, Buda und Pest in 1873 ist Budapest entstanden. Einer seiner zehn Bezirke wurde nach der Gemahlin von Franz Joseph, Königin Elisabeth von Ungarn, benannt. Vor dem Bau des Rings waren die Straßen Dob und Dohány in dieser Zeit die wichtigsten Straßen im Bezirk. Damals wurde der heutige Rózsák tere (Platz der Rosen) und dessen Umgebung parzelliert. Im 19. Jahrhundert wurde diese Stelle als Viehmarktplatz bezeichnet. Auf dem Gebiet wurden nacheinander das Nationale Protestantische Waisenhaus, das Ausbildungsinstitut für Kindergärtnerinnen des Nationalen Vereins für Kleinkinderschutz und das Elisabeth-Armenspital errichtet. Nach der Fertigstellung des letzteren wurde der Platz in Armenhausplatz umbenannt.

Sie haben sich vereint und eine Kirche gebaut

Mit der Vereinigung der Bezirke und der Beschleunigung der Entwicklung stieg die Zahl der katholischen Gläubigen in Erzsébetváros (Elisabethstadt) in kurzer Zeit exponentiell an, was den Bau einer Kirche und einer neuen Pfarrei erforderte. In Zusammenarbeit von Kardinal János Simor, Fürstprimas, und der Leitung der Hauptstadt wurde eine eigenständige Pfarrei gegründet. Das zweistöckige Gebäude wurde aufgrund der Pläne von Győző Czigler errichtet. Es wurde eine kleinere Kirche mit 400 Sitzplätzen gebaut, die im November 1881 geweiht wurde, und parallel dazu begannen die Vorbereitungen für große Bauarbeiten…

Grundsteinlegung in Anwesenheit des Königs

Fürstprimas János Simor kaufte den heutigen Rózsák tere zum Zweck des Baus einer Pfarrkirche. Es wurde ein Designwettbewerb ausgeschrieben, für den sechs Architekten Entwürfe eingereicht haben. Es wurde die Idee von Imre Steindl, Professor an der Technischen Universität, von der Jury ausgewählt. Die Bauarbeiten waren schon weit fortgeschritten, als die Grundsteinlegung im Beisein von Franz Joseph stattgefunden hat. Wegen der erheblichen Verzögerung der Arbeiten konnte die Einweihung nicht mehr im Millenniumsjahr stattfinden. Die Kirchenweihe wurde dann durch das Attentat auf Königin Elisabeth verschoben. Die Außenarbeiten wurden bis Ende 1897 abgeschlossen, danach begannen die Arbeiten im Inneren. Die beiden Türme der Kirche erheben sich bis zu einer Höhe von je 76 Metern. Das Gebäude hat eine Grundfläche von 1.800 Quadratmetern und bietet Platz für 2.600 Personen.

Die Geburt der Steindl-Masse

Imre Steindl setzte die Tradition der französischen Gotik in seinen Entwürfen um und kombinierte sie mit modernen technischen Lösungen. Das Haupttor wurde zwischen den beiden Türmen der Kirche mit drei Schiffen und einem Querschiff errichtet. Im spitzbogigen Feld des Giebels der Fassade befinden sich Skulpturen von Miklós Köllő: Figuren des Heiligen Ladislaus I., der Jungfrau Maria und des Heiligen Stephans. In dem Abschnitt des Hauptschiffs, der zum Querschiff hinaufführt, hat der Architekt sechs Dachwölbungen ausgestaltet. Ein sechseckiger Altarraum und ein achteckiger Treppenturm machen das Gebäude noch spannender. Die Wände des Tempels sind mit gelb gefärbten gepressten Ziegeln verkleidet, aber auch geschnitzter Naturstein wurde verwendet. Die Terrakotta-Werke stammten aus der Fabrik von Vilmos Zsolnay in Pécs (Fünfkirchen), der zusammen mit Steindl das später als Pyrogranit bekannt gewordene, damals noch als Steindl-Masse bezeichnete Material entwickelt hat.

Die bemalten Glasfenster von Miksa Róth

Das Interieur ist puritanisch ausgestaltet, ganz im Sinne des Lebenswerks des Namensgebers. Die bemalten Glasfenster im Hauptschiff wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Kanzel mit dem Relief der vier Evangelisten wurde von Sándor Hauszmann angefertigt. Die vergoldeten Holzaltäre in den Querschiffen wurden von Mór Holtzl gemacht, die darauf stehenden biblischen Szenen und Heiligen wurden von Gyula Aggházy und Lóránt Zubriczky gemalt. In den Kapellen zwischen dem Querschiff und dem Altarraum, unter den Treppentürmen, befindet sich je ein Altar mit Statuen von Ede Mayer und Miklós Köllő. Das Hauptschiff wird vom Altarraum durch ein Kommuniongitter trennt. Auf dem Hochaltar aus Marmor, Onyx und Bronze steht das vergoldete Sakramentshaus mit Statuen ungarischer Heiliger und Seliger (Werke von Lantay Lajos). Aus dem Altarraum öffnen sich zwei Sakristeien, über denen sich die Oratorien befinden. Die Buntglasfenster des Altarraums sind Werke von Miksa Róth. Ursprünglich hatte die Kirche vier Glocken, von denen zwei während des Zweiten Weltkriegs für militärische Zwecke requiriert wurden.

Auf den Knien

Auf die Weihe mussten die Gläubigen ganz bis 1901 warten. Den zeitgenössischen Berichten zufolge hörte Franz Joseph der ganzen Messe auf einem Schemel kniend zu. „Sie haben auch die ungarische Königshymne gesungen, dessen Text von Jókai geschrieben wurde – der ebenfalls anwesend war – und dessen Musik Ferenc Erkel komponiert hatte. Das haben sie gespielt und gesungen, als der König in die Kirche trat und als er sie verließ; nach dem Gottesdienst hat sich seine Majestät aus der Vorhalle die Kirche noch einmal angeschaut, gelobt und an mehrere Fragen gerichtet.“

Die über 30 Jahre lang benutzte kleine Kirche ist nach einer Spende ab 1905 als die nach der Gottesmutter Maria benannte griechisch-katholische Kirche erhalten geblieben.

Die Erinnerung der Heiligen Elisabeth

In 1931 haben die Gläubigen initiiert, dass man vor der Kirche der Heiligen Elisabeth eine Statue errichtet, zum 700. Jahrestag des Todes der Prinzessin aus dem Arpadenhaus. Auch der Platz wurde zu diesem Zeitpunkt nach dem Attribut der ungarischen Heiligen, der Rose, umbenannt. Der Künstler der stehenden Vollstatue war der Bildhauer József Damkó. Auf einer Seite des Postaments des Kunstwerkes übernimmt die Heilige Elisabeth das Zingulum des Franziskanerordens, auf der anderen Seite gibt Elisabeth einem Armen zu trinken. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz von einer Bombe getroffen, und das Gebäude hat während der Belagerung der Stadt mehrere Treffer erleiden müssen. Das Dach der Kirche, die Statue der Heiligen Elisabeth, die Türmer, und auch die Orgel wurden beschädigt. In der Zeit der sozialistischen Diktatur kam es nicht zur Renovierung der Kirche, deswegen hat sich der Zustand des Gebäudes sehr verschlechtert.

Einer der Schauplätze des Eucharistischen Kongresses

Die in 1992 gegründete Stiftung für die Pfarrei Heilige Elisabeth hat die Organisation der Renovierung der Kirche auf sich genommen. Das wunderbare Gebäude wurde Schritt für Schritt erneuert. Auf den verschonten Fenstern des Hauptaltarraums stehen ungarische Heilige, und an den neuen Fenstern der Nebenaltarräume setzte man teilweise auch diese Thematik fort. Neben dem Heiligen Ladislaus I. hat auch seine Tochter, die in der griechisch-orthodoxen Kirche sehr verehrte byzantinische Kaiserin, die Heilige Piroska, auch einen Platz bekommen. Von den großen Figuren des 20. Jahrhunderts erscheinen auch Vilmos Apor und Mutter Theresa von Kalkutta auf den Fenstern.

Die wunderbare Kirche, die von vielen als die schönste der Hauptstadt bezeichnet wird, wird wichtiger Schauplatz des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses sein. Am 8. September um 17 Uhr wird Erzbischof Jérôme Beau dort eine frankophone Messe zelebrieren. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Budapest-Messe vorgeführt, die von dem Oscar-nominierten Péter Pejtsik komponiert wurde, der sogar an der Neuorchestrierung der Kongresshymne teilgenommen hat.

Foto: esztergomi-ersekseg.hu