Eine Insel mit neun Namen

21 Mai 2021
Eine der Perlen der ungarischen Hauptstadt ist die Margareteninsel im Stadtzentrum. Sie war schon in königlichem, monastischem und privatem Besitz. Entdecke den Ort, an dem einst alle Rosenarten der Welt ein Zuhause gefunden haben.

Die Margareteninsel ist wahrscheinlich der am meisten umbenannte Ort in Ungarn. Zu verschiedenen Zeiten wurde sie auch Herreninsel, Insel der Hasen (lateinisch: Insula leporum), Sankt-Andreas-Insel, Liebfraueninsel, Mädcheninsel, Kvsadasi (türkisch), Budaer Insel, Palatinus-Insel genannt. Die vielen Namensänderungen sind auch deswegen merkwürdig, weil das Gebiet erdgeschichtlich und geografisch der jüngste Teil von Budapest ist. Die ursprünglich 58 Hektar große Fläche war ein Schuttkegel der Donau und erhielt seine heutige Form durch die Flussregulierung. Anfangs bestand sie aus 3-4 verschiedenen Inseln. Während der archäologischen Ausgrabungen fand man beschriftete Steine ​​und Münzen aus dem 2-4. Jahrhundert. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1225. König Emmerich hat seinen Hof um die Wende des 12-13. Jahrhunderts hier eingerichtet. Nach einer Urkunde von König Bela IV. aus dem Jahr 1245 wurde die Insel von seinen Vorfahren den Prämonstratensern überlassen. Unter dem Namen Paulusdorf gab es mal sogar ein Dorf auf diesem Gebiet. Der Erzbischof von Esztergom (Gran) und die Johanniter hatten auch eine Burg auf der Insel.

Sturm auf der Insel

Im Jahre 1241 musste Bela IV. vor der Zerstörung der Tataren aus dem Land fliehen. Die heilige Margarete von Ungarn wurde in ihrem vorübergehenden Zuhause in der Nähe von Split geboren. Nachdem der Herrscher nach Ungarn zurückgekehrt war, schickte er seine Tochter Margareta in das Nonnenkloster von Wesprim. Die Prinzessin und ihre 17 Gefährten zogen 1252 in das für sie gegründete Kloster auf der Insel der Hasen. Margareta lebte bis 1271, zu ihrem Tod, auf der Insel. Ihr Grab war ein Vierteljahrhundert lang ein Wallfahrtsort. Während der türkischen Besetzung verließen die Nonnen das Kloster und nahmen auch die Aschen der seligen Margareta mit. Josef II. hat den Orden in 1782 aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt sind die Überreste der seligen Margareta verlorengegangen. Die Tochter von Béla IV. wurde 1943 heiliggesprochen. Im Jahr 1914 traf ein großer Sturm die Insel, der Bäume stürzte, und die Glocke des Klosters tauchte unversehrt von unter den Wurzeln einer der Bäume auf. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden auf der Insel Ausgrabungen durchgeführt. Es wurden nur einzelne Teile des Klosters ausgegraben, von denen heute der Westhof, die Kapelle, das Wohnhaus der Königin, der Turm, die Sakristei, die Kirche, der Kreuzgang, der Kapitelsaal, die Küche, das Heizhaus, der Speiseraum, das Brunnenhaus, der Speiseraum der Laien und das Arbeitszimmer zu sehen sind.

Die Geburt der Margareteninsel

1790 begann ein großer Umbau auf der Insel, nachdem das Parlament das Gebiet an Erzherzog Alexander Leopold geschenkt hatte. Nach dem Schönbrunner Muster begann der Palatin groß angelegte Bauarbeiten. Die begonnene Arbeit hat auch der Bruder von Erzherzog Alexander fortgesetzt. In der Person von Hauptgärtner Károly Tost fand er einen Partner für seine monumentalen Pläne. Der Palatin Josef ließ seiner Frau, Großfürstin Pawlowna, ein Sommerhaus bauen. Nach dem Freiheitskampf in 1848/49 begann man an dieser Stelle die Regulierung der Donau. Eine der drei Inseln wurde ausgegraben, die untere wurde aufgefüllt und der Margareteninsel angeschlossen. Das Gebiet konnte bis 1901 nur mit einem Schiff angefahren werden, da wurde die Rampe von der 1876 übergebenen Margaretenbrücke zur Insel fertiggestellt. Die nördliche Spitze des Gebiets wurde 1950 mit der Árpádbrücke verbunden.

Alle Rosenarten der Welt blühten hier

Während der Monarchie wurden auf der Insel Kiefernraritäten gepflanzt. Ganz bis 1928 verkehrte eine Pferdeeisenbahn zwischen den prächtigen Gärten. Bis 1905 gehörte die Insel Joseph Karl Ludwig von Österreich. Er kaufte die Malerinsel von der Stadt Buda und schloss diese der Margareteninsel an. Die Insel wurde 1908 vom Staat gekauft und unter Einbeziehung von deutschem und französischem Kapital hat dieser eine Gesellschaft gegründet, um ein Heilbad zu bauen. In den 1880er Jahren wurden der Japanische Garten, die Fasanerie und die Künstlerpromenade angelegt, und es blühten 16.000 Rosenstöcke auf der Insel. Ab 1870 wurde das Gebiet als Folge von Hochwasserschutzmaßnahmen wieder aufgefüllt. Es haben riesige gartenbauliche Entwicklungen stattgefunden: 60.000 Kubikmeter Land wurden bewegt, 50 Morgen Land wurden mit Rasen begrünt, ein 6 km langer Spazierweg wurde angelegt, mehr als 3.000 Bäume und 50.000 Sträucher wurden gepflanzt. Im Rosengarten waren alle damals bekannten Rosensorten der Welt zu finden, 25.000 Stöcke. Die Margareteninsel hat bis heute ihre Beliebtheit bewahrt. Hier befindet sich auch das erste ungarische Gartenkunstdenkmal, der Dominikanerklostergarten, der bereits 1251 über ein Aquädukt verfügte. Ab 1929 wurde die Insel als Kurort eingestuft. Die Zerstörung des Zweiten Weltkriegs sieht man bis heute noch an den zerstörten Baumstämmen.

Der Luxus einer Ministadt an einem Ort

Die Franziskaner kamen im 13. Jahrhundert auf die Insel, ihr Kloster wurde von den Türken zerstört. Palatin Joseph hat seine Villa neben die Ruinen bauen lassen. Das älteste Gebäude auf der Margareteninsel war wohl die Kapelle der Prämonstratenser. Im Inneren des Gebäudes aus dem 12. Jahrhundert haben Archäologen auch die Wände einer Kapelle aus dem 11. Jahrhundert ausgegraben. Eines der bekanntesten Gebäude der Insel ist das von Miklós Ybl errichtete große Hotel. Er entwarf auch ein Heilbad auf die Insel, das nach der Überschwemmung von 1956 abgerissen wurde. Der Wasserturm wurde 1921 fertiggestellt, von hier aus wurde die Insel versorgt. Das Freibad Palatinus und das Wettkampfschwimmbad wurden zwischen den beiden Weltkriegen gebaut. Letzteres wurde vom ersten ungarischen Olympiasieger entworfen und 1930 eröffnet. Die Freilichtbühne mit mehr als 3.000 Plätzen wurde 1938 erbaut. Zwei Jahre zuvor wurde nach dem Vorbild von Târgu Mureş (Neumarkt) der Musikbrunnen nach den Plänen von Péter Kaffka gebaut.

Einer der beliebtesten Veranstaltungsorte von Budapest wird auch in der Woche des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses eine Rolle spielen. Familien werden hier am 11. September erwartet.

Foto: pixabay